Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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Fenster und schaute hinaus. Sie fühlte sich leer und<br />
irgendwie alt. Selbst das Klavierspielen machte ihr<br />
keine Freude <strong>mehr</strong>. Abends, wenn sie im Bett lag und<br />
<strong>der</strong> Schlaf nicht kommen wollte, überfielen sie quälende<br />
Gedanken an Paul. Wo mochte er jetzt wohl sein? Sie<br />
hatte schon so lange nichts <strong>mehr</strong> von ihm gehört. War<br />
er vielleicht schon ... Gertrud mochte den Gedanken<br />
nicht zu Ende denken. Seufzend stand sie auf. Ich sollte<br />
in die Küche gehen und ein Glas Wasser trinken, dachte<br />
sie.<br />
Als sie aus ihrem Zimmer ging, bemerkte sie, dass im<br />
Erdgeschoß noch Licht brannte. Der Lichtschein fiel<br />
durch die halb geöffnete Küchentür auf den Flur. Wer<br />
war denn jetzt noch auf? Vater arbeitete oft bis spät in<br />
die Nacht, aber dann saß er in seinem Arbeitszimmer.<br />
Leise ging sie die Treppe hinunter und blieb wie<br />
angewurzelt an <strong>der</strong> Tür stehen. Was machte Emmy da?<br />
Was sollten all diese Dinge auf dem Küchentisch, die<br />
eigentlich nicht dahingehörten: <strong>der</strong> Rucksack und die<br />
große Tasche, außerdem eine Garnitur Bettwäsche, ein<br />
silberner Kerzenleuchter und ein dazu passendes<br />
Tablett, eine Zuckerdose aus Meißener Porzellan und –<br />
Gertrud sah es mit einem Gefühl schmerzlicher<br />
Betroffenheit – eine von den Tischdecken, die ihre<br />
Mutter einst so kunstvoll bestickt hatte. Und nun packte<br />
Emmy auch noch den dreiarmigen Leuchter in den<br />
Rucksack! Verwun<strong>der</strong>t sah Gertrud dem seltsamen<br />
Treiben zu. Sollte Emmy etwa ...? Aber nein, sie <strong>ist</strong> ja<br />
schon ein paar Jahre bei uns und war stets ehrlich. Doch<br />
was soll das bedeuten? Was tut sie da? Was hat sie vor?<br />
Schließlich ging Gertrud neugierig ein paar Schritte<br />
näher, da blickte Emmy auf.<br />
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