Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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kaum zur Kenntnis. Das war so weit weg. Es geschah in<br />
einem Land, in einer Stadt, die sie nicht kannte; und es<br />
war auch so fern von ihren Gedanken und Gefühlen. Das<br />
berührte sie nicht. Aber nun bemerkte sie, dass das<br />
Gesicht des Vaters noch ernster war als sonst und dass<br />
Emmy mit einer besorgten Miene durchs Haus ging.<br />
Paul verkündete, dass er das Notabitur machen und<br />
sich freiwillig melden wolle, falls es Krieg geben würde,<br />
und dem Vater schien es recht zu sein. Oertel erhoffte<br />
sich vom Militärdienst einen positiven erzieherischen<br />
Einfluss auf seinen Sohn, sowohl in physischer als auch<br />
in psychischer Hinsicht. Dieser Junge, dessen<br />
körperliche und seelische Konstitution immer ein<br />
bisschen empfindlich war, <strong>der</strong> noch wie ein halbes Kind<br />
wirkte, könnte sich als Soldat zum Manne entwickeln,<br />
meinte er. Er würde ja erst eine Ausbildung machen und<br />
wahrscheinlich gar nicht <strong>mehr</strong> an Kampfhandlungen<br />
teilnehmen. Der Krieg würde sicher in ein paar Wochen<br />
beendet sein. Mit diesen Gedanken beruhigte Oertel<br />
seine aufkeimenden Sorgen.<br />
Wenn die Menschen vom Krieg redeten, dann schien<br />
es Gertrud, als ob sie sich freuten, ja, als ob sie es gar<br />
nicht erwarten könnten, dass es nun endlich losging. Ihr<br />
war, als sei die Atmosphäre von einer Hochspannung<br />
erfüllt, die durch die schwüle Julihitze noch verstärkt<br />
wurde. Und dann, in den ersten Augusttagen, erklärte<br />
Deutschland zuerst Russland und zwei Tage danach<br />
Frankreich den Krieg. Die Mobilmachung wurde<br />
befohlen. War das eine Aufregung in den Straßen! Auch<br />
Gertrud hielt es nicht im Haus. Sie lief auf die Straße,<br />
hin zu dem <strong>Zeit</strong>ungsboten mit den Extrablättern. Sie<br />
drängte sich mit den Menschen vor den Depeschentafeln<br />
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