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Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

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Paul schien nun endlich wach zu sein. Er blickte seine<br />

Schwester an, und sie sah in seinen Augen, in seinem<br />

ganzen Gesicht das Entsetzen gespiegelt, das furchtbare<br />

Grauen, das er erlebt haben musste. Still nahm sie seine<br />

Hand und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. So saßen<br />

die Geschw<strong>ist</strong>er eine Weile beieinan<strong>der</strong>, keines sagte ein<br />

Wort. Paul lehnte sich erschöpft an Gertrud, und sie<br />

strich von <strong>Zeit</strong> zu <strong>Zeit</strong> über sein wirres Haar, so wie man<br />

ein Kind beruhigt, das schlecht geträumt hat. Es war eine<br />

fast scheue Berührung, eine liebevolle, aber hilflose<br />

Geste. Schließlich schob Paul seine Schwester sanft von<br />

sich.<br />

»Geh wie<strong>der</strong> schlafen, Gertrud. Es tut mir leid, dass<br />

ich dich geweckt habe.«<br />

Das <strong>ist</strong> seine normale Stimme, dachte sie erleichtert.<br />

In all ihrer Betroffenheit hatte dieser Gedanke etwas<br />

Tröstliches.<br />

»Paul ...«, sagte sie leise, fasste seinen Arm und sah<br />

ihm forschend ins Gesicht. Aber er schüttelte den Kopf,<br />

legte sich zurück in seine Kissen und drehte sich auf die<br />

Seite, ihr den Rücken zuwendend. Sie verstand. Er<br />

wollte nicht darüber reden, er konnte nicht darüber<br />

reden. Die Schrecken, die er erlebt hatte, saßen zu tief.<br />

Wie böse Ge<strong>ist</strong>er hatten sie sich in seiner Seele<br />

festgekrallt. Mit eisernem Griff hielten sie ihn<br />

umklammert, und er kämpfte mit aller Kraft, dass sie ihn<br />

nicht ganz zerstörten. Wenn es an <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>ist</strong>, wird er<br />

darüber reden, dachte Gertrud. Er muss darüber reden,<br />

sonst zerbricht er daran. Aber jetzt <strong>ist</strong> es noch zu früh.<br />

Leise ging sie aus dem Zimmer.<br />

In dieser Nacht fand Gertrud keinen Schlaf <strong>mehr</strong>. Zu<br />

tief war sie erschüttert von dem, was sie gerade erlebt<br />

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