Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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hatte. Sie konnte das Bild ihres von Albträumen<br />
gepeinigten Bru<strong>der</strong>s nicht aus ihrer Seele verbannen.<br />
Seine angstvollen, gequälten Worte, hervorgestoßen<br />
wie in größter Not, hallten in ihren Ohren wi<strong>der</strong>. Er<br />
fantasiert! Er redet im Fieber! Er <strong>ist</strong> noch nicht gesund.<br />
Hoffentlich muss er nicht zurück ins Lazarett.<br />
Sorgenvoll starrte sie in die Dunkelheit. Wie wird es<br />
weitergehen, fragte sie sich. Wie lange wird er zu Hause<br />
bleiben können? Ob er wie<strong>der</strong> an die Front muss, wenn<br />
seine Verletzung ausgeheilt <strong>ist</strong>? Er hat eine schwere<br />
Verwundung. Vielleicht muss er gar nicht <strong>mehr</strong> in den<br />
Krieg? Oh lieber Gott, lass den Krieg aus sein, ehe er<br />
wie<strong>der</strong> gesund <strong>ist</strong>. Lass mich nicht auch noch meinen<br />
Bru<strong>der</strong> verlieren. Unruhig wälzte Gertrud sich von einer<br />
Seite auf die an<strong>der</strong>e. Als es draußen schon hell wurde,<br />
fiel sie in einen kurzen, traumlosen Schlaf.<br />
»Ich habe dich heute Nacht gestört, entschuldige.«<br />
Ein scheues Lächeln, das wie gebrochen war, spielte um<br />
seine Lippen.<br />
»Schon gut, ich bin sofort wie<strong>der</strong> eingeschlafen«, log<br />
sie. Ein inniger Blick streifte ihren Bru<strong>der</strong>. Sie saßen am<br />
Frühstückstisch. Die Geschw<strong>ist</strong>er waren heute später<br />
aufgestanden als sonst. Oertel war schon zu seiner<br />
Vorlesung gegangen und Emmy mit Martha zum<br />
Einkaufen, um überhaupt noch etwas zu bekommen.<br />
Den Kaffee hatte sie unter einer Haube warm gehalten<br />
und Zucker und Sahne für Paul bereitgestellt. Sie<br />
versuchte, ihn immer ein bisschen zu verwöhnen, indem<br />
sie ihm etwas Beson<strong>der</strong>es zukommen ließ. Die übrige<br />
Familie trank den Kaffee schwarz o<strong>der</strong> mit ein bisschen<br />
dünner Milch.<br />
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