Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

N
un ist Wilhelm schon fast fünf Monate tot.
Ich kann es noch immer nicht fassen. Wie
glücklich war ich damals, als er mich fragte,
ob ich seine Frau werden wolle. Wie verzweifelt bin
ich heute! Ich habe das Gefühl, dass ich aus einem
schrecklichen Traum aufgewacht bin, nein, aus
einem wundervollen Traum, der sich jäh in einen
Albtraum verwandelt hat. Die Begeisterung der
ersten Kriegstage – heute kann ich sie nicht mehr
verstehen. Aber keiner wusste ja, was kommen
würde. Jeder dachte, in ein paar Wochen ist alles
vorbei. Nun dauert der Krieg schon ein halbes Jahr,
und es ist kein Ende abzusehen. Was für ein
ahnungsloses Kind bin ich gewesen! Den Krieg
stellte ich mir als einen Spaziergang vor, auf dem
mal eben der Feind besiegt würde. Doch was ist
inzwischen nicht alles passiert! Wilhelm wird nicht
mehr wiederkommen. Und Paul ... auch er ist nun
schon seit Wochen an der Front. Bis auf eine Karte,
gleich nachdem er sich bei seinem Regiment in
Frankreich gemeldet hatte, haben wir keine
Nachricht mehr von ihm bekommen. Wie wird er das
alles aushalten, immer draußen zu sein, im Schlamm
bei Regen und Kälte? Und dann das Artilleriefeuer
... Ob er vielleicht verwundet ist? Hoffentlich bleibt
er am Leben! Olgas älterer Bruder ist gefallen, auch
der Vater von Martha. In so vielen Familien
herrschen Trauer und Leid, wie soll das alles noch
enden?
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