Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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einige Wortfetzen aufschnappen. »Dieser ewige Regen<br />
... Mir <strong>ist</strong> so kalt ... alles nass ... und <strong>der</strong> Schlamm ... Ich<br />
kann mich nicht bewegen ...« Es war wie ein Klagen,<br />
das immer erregter wurde. »Läuse ... überall ... am<br />
ganzen Körper ... jetzt auch noch Ratten ... weg ... weg<br />
...« Er schlug wie wild mit den Händen um sich.<br />
Gertrud wollte zu ihm gehen, seine Hände festhalten,<br />
ihn in den Arm nehmen, aber sie stand da wie gelähmt.<br />
Sie konnte sich nicht von <strong>der</strong> Stelle rühren. Dann schien<br />
ihr, als würde Paul sich beruhigen. Aber plötzlich wurde<br />
seine Stimme wie<strong>der</strong> lauter, die Erregung nahm zu.<br />
»Meine Augen ... tun so weh ... blenden so ... diese<br />
Leuchtkugeln ...« Er schlug die Hände vor das Gesicht.<br />
»Dieses Heulen ... dieses grauenhafte Pfeifen ... da, eine<br />
Explosion ... nicht hier ... bitte, nicht hier ... Ich will<br />
nicht sterben ...« Seine Worte gingen unter in einem<br />
markerschütternden Schrei. Dieser Schrei riss Gertrud<br />
aus ihrer Erstarrung. Sie spürte, wie ihre Kräfte<br />
zurückkehrten, ging zum Bett ihres Bru<strong>der</strong>s und rüttelte<br />
ihn, so fest sie konnte.<br />
»Wach auf, Paul, wach auf! Du hast einen<br />
Albtraum!«, rief sie verzweifelt. Mit einem Ruck fuhr<br />
Paul in die Höhe, saß kerzengerade, seine weit<br />
aufgerissenen Augen starrten mit leerem Blick ins<br />
Zimmer. Er sah Gertrud nicht, schien noch nicht wach<br />
zu sein. »Blut ... überall Blut ...« Er sprach mit<br />
ersterben<strong>der</strong> Stimme. »... und die vielen Toten ... überall<br />
Tote ... diese Schmerzen ...« Dann war es nur noch ein<br />
hilfloses Schluchzen, das Gertrud Tränen in die Augen<br />
trieb. Sie rüttelte ihren Bru<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> mit verzweifelter<br />
Heftigkeit. »Wach auf, wach doch endlich auf, Paul!<br />
Quäl dich doch nicht so!«<br />
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