Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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Gesichtszüge waren viel schärfer geworden, die Nase<br />
und die Wangenknochen traten hervor, und von <strong>der</strong><br />
Nasenwurzel abwärts bis zu den Mundwinkeln zogen<br />
sich Linien, die vorher nicht dagewesen waren. Alles<br />
Weiche, alles Kindliche <strong>der</strong> Vergangenheit war aus<br />
diesem Gesicht verschwunden. Es zeigte einen bitteren<br />
Ausdruck, <strong>der</strong> zu seiner Jugend nicht recht passen<br />
wollte. Zögernd, fast ein wenig schüchtern, reichte<br />
Gertrud Paul die Hand. Es gelang ihr nicht, ihn spontan<br />
zu umarmen, wie sie es eigentlich gewollt hatte, wie sie<br />
es auch früher bei manchen Gelegenheiten getan hatte.<br />
Da war etwas Trennendes, wie eine Mauer, das sie<br />
hin<strong>der</strong>te, ihm nahe zu kommen. »Willkommen zu<br />
Hause, Paul«, sagte sie leise. Ihre Stimme bebte. In ihren<br />
Augen lag ein Ausdruck von Betroffenheit, aber auch<br />
von Wärme.<br />
Oertel legte seinem Sohn einen Arm um die Schultern<br />
und drückte ihn leicht an sich. »Gut, dass wir dich jetzt<br />
ein Weilchen zu Hause haben. Du musst dich nun erst<br />
einmal erholen.«<br />
Auf dem Heimweg sprachen die drei kaum. Gertrud<br />
versuchte ein paar Mal, eine Unterhaltung mit Paul<br />
anzufangen. »Schön, dass du wie<strong>der</strong> da b<strong>ist</strong>«, sagte sie,<br />
und »Wie geht es dir?« Aber Paul schien sie nicht zu<br />
hören. Verlegen sah sie zu Boden. Auf einmal kamen<br />
ihr ihre Worte unaufrichtig und belanglos vor. Paul<br />
war in den nächsten Tagen sehr still und in sich gekehrt.<br />
Es war so, als sei er noch nicht richtig nach Hause<br />
gekommen. Von <strong>der</strong> Front erzählte er gar nichts. Als <strong>der</strong><br />
Vater ihn nach seiner Verwundung fragte, gab er nur<br />
eine knappe Auskunft.<br />
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