Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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nicht gerade leichter. Mit einem leisen Seufzer lehnte sie<br />
sich in ihrem Stuhl zurück.<br />
»Was hat er denn zu deiner Frisur gesagt? Und zu<br />
deinen modischen Klei<strong>der</strong>n?«, fragte Anni.<br />
»Nichts, er hat nur geguckt. Aber zu Emmy hat er<br />
gesagt, das sei eine Laune, das gehe vorbei.«<br />
»Und dass du dich schminkst, wie nimmt er das auf?«<br />
»Das sieht er nicht. Ich mache es immer erst, wenn<br />
ich gehe, unten im Hausflur.« Gertrud lachte. Es war ein<br />
kurzes Auflachen, in dem so etwas wie Schadenfreude<br />
mitschwang.<br />
Die Musik begann wie<strong>der</strong>.<br />
»Man könnte meinen, sie spielen immer dasselbe<br />
Stück«, sagte Gertrud.<br />
Anni verdrehte die Augen. »Ja, es <strong>ist</strong> langweilig,<br />
<strong>mehr</strong> etwas für die älteren Herrschaften. Sie haben<br />
wirklich nicht viel zu bieten. Da sind unsere Atelierfeste<br />
etwas ganz an<strong>der</strong>es.«<br />
»Atelierfeste?«<br />
»Weißt du, ich bin befreundet mit ein paar Malern<br />
und Literaten. Es <strong>ist</strong> eine nette Clique. Einige junge<br />
Schauspielerinnen vom Theater gehören auch dazu. Sie<br />
sind noch nichts Großartiges, stehen erst am Anfang<br />
ihrer Karriere, wenn es denn eine geben sollte. Aber alle<br />
sind jung und für jeden Spaß zu haben. In Marcels<br />
Atelier kann man wun<strong>der</strong>volle Feste feiern. Da kannst<br />
du dich wirklich amüsieren. Aber es geht manchmal<br />
recht ausgelassen zu, bürgerliche Moralvorstellungen<br />
musst du zu Hause lassen.«<br />
Gertrud spürte prickelnde Neugier. Sie stellte sich<br />
diese Welt bunt und aufregend vor, wie einen farbigen<br />
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