Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0

»Das ist ja sehr edel gedacht.« Die Worte hatten
einen spöttischen Unterton, und Gertrud sah ein
ironisches Lächeln um die Mundwinkel des Vaters
spielen. Sie fühlte sich für ihren Bruder verletzt. Wollte
er seinen Sohn kränken, fragte sie sich. Paul hat doch
sehr gute Argumente für seine Ansichten. Sie sind es
wert, bedacht zu werden.
Aber dann sprach Oertel in väterlichem Ton weiter:
»Du sagst, die Naturwissenschaften könnten dem
Menschen keine Antworten auf seine Fragen geben.
Siehst du denn nicht, dass es ihr einziges Anliegen ist,
die Welt um uns herum zu erklären? Seit es Menschen
auf dieser Erde gibt, haben sie Fragen gestellt. Sie haben
die Sonne, den Mond und die Sterne beobachtet, die
Jahreszeiten, das Leben der Tiere und das Werden und
Vergehen in der Natur. Sie haben ihre Schlüsse daraus
gezogen. Die großen Denker aller Zeiten haben
Erklärungsmodelle beschrieben, die durch die
Forschungen späterer Generationen verworfen oder
weitergeführt worden sind, je nach dem jeweiligen
Erkenntnisstand. Durch unermüdliche menschliche
Denkprozesse ist man im Laufe von Jahrtausenden der
Wahrheit immer wieder ein Stück näher gekommen.
Wenn du dich einmal mit der Geschichte der
naturwissenschaftlichen Forschung beschäftigst, wirst
du selbst sehen, dass das ein faszinierendes Geschehen
ist. Und es gibt noch so vieles, was wir nicht erklären
können, so viele Rätsel. Meinst du denn nicht, dass es
für einen jungen, intelligenten Menschen wie dich eine
interessante, lohnende Aufgabe, ja vielleicht die
Erfüllung des Lebens sein könnte, an diesem Prozess
mitzuwirken? Ein Bindeglied zu sein zwischen
126