Im Zwielicht der Zeit - Buch ist mehr - Verlag 3.0
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weiße Boote. Gertrud atmete tief den erquickenden,<br />
herb-würzigen Geruch nach feuchter Erde ein. Die<br />
frische Luft belebte sie, aber gleichzeitig fühlte sie sich<br />
in Philipps Gegenwart ein wenig beklommen. Während<br />
sie schweigend nebeneinan<strong>der</strong> hergingen, betrachtete<br />
sie die Schneeglöckchen und die Krokusse, die die<br />
Rabatten säumten, die schwellenden Knospen <strong>der</strong><br />
Forsythien und die hier und da aus dem Boden<br />
guckenden grünen Spitzen, die ahnen ließen, dass in<br />
wenigen Wochen dort Tulpen und Narzissen blühen<br />
würden. Der Garten war nicht groß, eben ein<br />
Stadtgarten, aber sehr gepflegt. Mit seinen englisch kurz<br />
gehaltenen Rasenflächen, verschiedenen einzeln<br />
stehenden Sträuchern und Bäumen, die sich ohne<br />
störende Nachbarn zu ihrer besten Form entwickeln<br />
konnten und <strong>der</strong> aus hellem Sandstein erbauten Villa<br />
machte das ganze Anwesen einen feudalen Eindruck.<br />
Nur um etwas zu sagen, stellte Gertrud fest: »Ihr Garten<br />
<strong>ist</strong> sehr hübsch.«<br />
»Ihr Garten in Harzburg <strong>ist</strong> sicher viel größer und<br />
schöner«, antwortete Philipp und räusperte sich<br />
verlegen. Gertrud musste unwillkürlich lächeln, doch<br />
sie fasste sich schnell wie<strong>der</strong> und sagte leichthin: »Ja,<br />
aber dort <strong>ist</strong> alles viel weiter zurück als hier. Vor kurzem<br />
lag noch Schnee.«<br />
Die Unterhaltung stockte. Philipp kämpfte gegen<br />
seine Gehemmtheit an. Obwohl er zehn Jahre älter war<br />
als Gertrud, wusste er nicht, wie er sich diesem<br />
eigenwilligen, aparten Mädchen gegenüber verhalten<br />
sollte. Ihre Reserviertheit, die jedoch ihren natürlichen<br />
Charme nicht verleugnen konnte, verunsicherte ihn. Er<br />
setzte ein paar Mal zum Sprechen an, schwieg dann aber<br />
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