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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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Heuschreckenkalamitäten in Brandenburg<br />

Feld:Mark zurück [3] geblieben, deren Bruth, wenn solche alle künftiges Frühjahr aus<br />

käme, allein imstande wäre, den ganzen Lebusischen Kreiß zu überschwemmen, und<br />

alle künftige Winterung und Sommerung zu verderben. Denn nach Proportion der<br />

jetzt zu Lichtenberg nur zurückgebliebenen Heuschrecken sind im vorigen Jahr kaum<br />

1/8 derselben allhier geblieben, und hatten dennoch so viel Brut gelassen, daß ich<br />

dieses Frühjahr vor mein Teil an die 25 Winspel 75 derselben getötet und einer von<br />

meinen Nachbarn, der Herr Major von Burgsdorff auf Marckendorff, deßen Rocken:Feld<br />

an meine Brache dieses Mal gestoßen, um zu verhüten, damit dieses Ungeziefer<br />

nicht in seinen Rocken eindringen möchte, hat gleichfalls auf meiner Feld:Mark<br />

an die 15 Winspel vergraben lassen, so daß alleine auf dem Lichtenbergischen an die 40<br />

Winspel von diesem Ungeziefer im letzt verflossenen Frühjahr sind vertilget worden,<br />

und dem ohngeachtet so reine nicht ausgerottet werden können, daß die übriggebliebene<br />

mir und meinen Unterthanen nicht einen entsetzlichen Schaden an allerhand<br />

Getreyde angerichtet hätten. Es ist [4] also fürwahr Zeit an Vertilgung dieses so schädlichen<br />

Ungeziefers mit allem Ernst zu gedenken. Die in königl. Edicten solcherhalben<br />

verordnete Mittel sind zwar gut, nur die Anwendung derselben wird von denen meisten<br />

nicht recht veranstaltet, und bis auf die letzte Stunde, wann die Bruth lebendig<br />

geworden, und recht gar schon überhand genommen, verschoben; da dann die Ausrottung<br />

nicht nur mühsamer ist, sondern auch ohnmöglich ohne merkliche Beschädigung<br />

der im Halm bereits stehenden Winterung vorgenommen werden kann: zu dem so<br />

geschehet als dann meistenteils, daß man mehr Getreyde zertrit, als die aus eben dem<br />

Getreyde herausgetriebene Sprenkel davon verzehret hätten, wenn man selbige darin<br />

gelaßen hätte. Und dieses inconvenienz ist eigentlich daran Schuld, daß der Landmann<br />

so träge ist, die Sprenkel zu tilgen, indem der allermeiste Haufe, sonderlich von gemeinen<br />

Ackers:Leuten, ohne die gemeine Wohlfahrt in Erwägung zu ziehen, sich damit<br />

tröstet, daß die Sprenkel doch das meiste laßen und zum Teil weiter fortfliegen werden,<br />

dahingegen bei Heraustreibung derselben aus dem Getreide mehr Getreide zertreten<br />

würde, als vielleicht die Sprenkel aufgezehret hätten, wenn sie auch gar nicht wegflöhen.<br />

Es ist demnach [5] das allerbequemste Mittel von diesem Ungeziefer sich los zu <strong>machen</strong>,<br />

derselben Eyer aufzusuchen. Diese Aufsuchung aber geschiehet jetzt, da sie<br />

solche eben legen, am füglichsten, weil die Stellen wo sie selbige verscharren, noch<br />

frisch und kennbar sind, die aber nachmals durch Wind und Wetter verwehet und<br />

gleichgemachet, auf denen Brach:Feldern aber umgepflüget und glat geegget worden,<br />

endlich aber den Winter durch hart und fest frieren; sodaß im Frühjahr, ehe die Eyer<br />

nicht aus kommen, die Stellen, wo selbige liegen, schwer zu finden sind; einfolglich die<br />

meisten davon beim Aufsuchen verfehlet werden, und ungestöhrt liegenbleiben. Bei<br />

Aufsuchung dieser Eyer müßen nicht so wohl die durch die Sprenkel im voraus gemachten<br />

noch offenen Löcher nachgegraben werden, weil man darin, so lange selbige<br />

75 Winspel = Wispel. Hohlmaß. 1 Wispel = 24 Scheffel = 1319 Liter. 1 Scheffel = 16 Metzen = 54,96<br />

Liter.<br />

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