Katastrophen machen Geschichte - oapen
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Ein „Zusammenhang von oben und unten“?<br />
Zur Kulturanalyse eines Felssturzereignisses und<br />
der Frage nach seinen Schuldigen 1<br />
Reinhard Bodner<br />
1 Einleitung<br />
Am 10. Juli 2009 beging die Stadt Schwaz im Tiroler Unterinntal den zehnten Jahrestag<br />
eines Ereignisses, das im Rückblick teils als natürlich bedingte, teils als<br />
menschlich verursachte Katastrophe, teils als eingetretenes, teils als abgewehrtes<br />
Unglück erinnert wurde. Gemeint sind die Felsstürze am Eiblschrofen, die im<br />
österreichischen „<strong>Katastrophen</strong>jahr“ 1999, wenige Monate nach den Lawinenabgängen<br />
in Galtür und den Hochwässern in Tirol und Niederösterreich, zur Evakuierung<br />
eines ganzen Stadtteils führten und auf ein breites, auch internationales<br />
Medienecho stießen.<br />
Zur Diskussion über historische Wechselwirkungen zwischen Naturgefahren<br />
und Ressourcennutzung kann die Analyse dieses Fallbeispiels einen Beitrag leisten,<br />
weil das Ereignis beinahe von Anfang an mit dem Bergbau in Verbindung gebracht<br />
wurde: Das, was sich an der Oberfläche des Bergs zugetragen habe, so die Mehrheitsmeinung<br />
in der Bevölkerung und im Mediendiskurs, sei durch den Untertagebergbau<br />
verursacht oder zumindest mitbewirkt worden. Zur Bewältigung der Felsstürze<br />
gelte es daher nicht nur Maßnahmen zum Schutz der Anrainer vor der dro-<br />
1 Ich bedanke mich beim FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung), Wien, aus<br />
dessen Mitteln die Arbeit an dem vorliegenden Beitrag finanziert wurde.