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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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Patrick Masius<br />

nisse, wie wir sie in der Rheinprovinz erlebt haben, nicht völlig vermieden werden<br />

können; denn solchen gewaltigen Naturkräften gegenüber steht der Mensch machtlos<br />

da, heißt es in der Rede von Biesenbach im Abgeordnetenhaus.“ 31 Und<br />

Dr. Hammacher erklärte analog das Rheinhochwasser zum Ergebnis von „elementaren<br />

Thatsachen“, und hielt – nach Rücksprache für Technikexperten – die vollständige<br />

Prävention zukünftiger Ereignisse für unrealistisch. 32<br />

Der Abgeordnete Schalscha erkannte an, dass alles getan werden muss, um<br />

Überschwemmungen vorzubeugen, auch wenn „die großen Ueberschwemmungen<br />

der letzten Monate […] über die menschliche Macht hinausragen.“ 33 Der Sachverständige<br />

Max Honsell äußerte sich gleichfalls zurückhaltend. Aus seiner Sicht läge<br />

es außerhalb des Bereiches menschlicher Kraft „solche elementare Ereignisse fern<br />

zu halten.“ 34 Durch Maßnahmen in Bezug auf die grossen Hochfluthen dürfe man<br />

sich nur sehr wenig Erfolg versprechen. 35<br />

Auch in zeitgenössischen Zeitungsberichten wurde der Mensch als ohnmächtig<br />

gegenüber den Naturgewalten dargestellt. In einem Artikel aus dem Rhein Courier<br />

hieß es: „Die Natur ist mächtiger als die Kunst, welche glaubt, die Wasser beherrschen<br />

und bändigen zu können. Für solche ohnmächtige Versuche müssen wir<br />

büßen, und die Orte am Niederrhein, wenn die immer mächtiger werdenden, rasch<br />

vereinigten Fluthwellen sich in der Ebene breite Auswege schaffen müssen.“ 36<br />

Oder in einem Aufruf des Hilfs-Komitees in Ludwigshafen am 4. Januar 1882:<br />

„Mit unglaublicher Anstrengung hat die Einwohnerschaft Ludwigshafens die drohende<br />

Gefahr abzuwenden gesucht. Was aber sind Menschenhände gegen die Naturgewalten!“<br />

37<br />

31 Biesenbach (1883), S. 462.<br />

32 Hammacher (1883), S. 458.<br />

33 Schalscha (1883). In: Reichstagsverhandlungen. Stenograph. Berichte. Reichstagssitzung vom<br />

9.Mai 1883, S. 2440.<br />

34 Honsell: Hochwasser-<strong>Katastrophen</strong>, S. 26.<br />

35 Ebd., S. 26 (Hervorhebung M.H.). Lediglich Innenminister Puttkamer argumentiert für eine völlige<br />

Resignation, bleibt dabei aber weitestgehend unverständlich. Wenn er äußert, „dass wir vergebens<br />

danach suchen werden [...] die Ursache dieser Schäden aufzudecken, und denselben durch menschliche<br />

Kräfte Abhülfe zu gewähren“, in derselben Rede aber die meteorologischen Verhältnisse als<br />

Ursache identifiziert, muss jede Interpretation offen bleiben (Puttkamer (1883) im Preuß. Abgeordnetenhaus,<br />

S. 459).<br />

36 Kölnische Volkszeitung, 8. Januar 1883. „Hochwasser“. Auszug aus dem Rhein Courier abgedruckt.<br />

37 Kölnische Volkszeitung, 4. Januar 1883. „Aufruf!“ des Hilfs-Komitees in Ludwigshafen vom<br />

2. Januar 1883.

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