Katastrophen machen Geschichte - oapen
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Patrick Masius<br />
Hochwasserschutz ableiten zu können. 25 Bis zum Jahre 1926 hatte sich ein beachtlicher<br />
Maßnahmenkatalog entwickelt. Bewaldung, Talsperren und Seeregulierung,<br />
Deichbauten, Hochwasserregulierungsentwürfe und Hochwassermeldungen, der<br />
Einsatz von Wasserwehren, das Freihalten der Überschwemmungsgebiete, Hochwasserschaden-Versicherung<br />
und eine angepasste Landwirtschaft werden in einem<br />
offiziellen Gutachten ausdrücklich genannt. 26<br />
Bemerkenswerter Weise lief die dominante Erklärung der Hochwasserkatastrophen,<br />
wie sie von Honsell wissenschaftlich ausgearbeitet und von Politikern im<br />
Reichstag übernommen wurde, auf etwas völlig anderes heraus, nämlich auf Ohnmachtsbekenntnis<br />
und Resignation. Max Honsell zeigte, dass die Hochwasserursache<br />
in der Natur der extremen Witterungsbedingungen gelegen hat: „Gegen Ende<br />
November nahmen die massenhaften Regenfälle immer grösseren Umfang an, so<br />
dass von den meisten Stromgebieten Mitteleuropas über Hochwasser berichtet<br />
wurde.“ 27 Er beschrieb ausführlich die Niederschlagsverhältnisse des Jahres 1882.<br />
Als Folge dieser außergewöhnlich nassen Periode in ganz Mitteleuropa nennt er die<br />
„Überschwemmungskatastrophen“ in Tirol und Kärnten Mitte September und das<br />
Rheinhochwasser Ende des Jahres. Gestützt wurde sein Argument durch jahrzehntelange<br />
Niederschlagsmessungen in Karlsruhe. Ein erstes Fazit lautete: „Die außerordentlichen<br />
Regenverhältnisse der 1870er Jahre, und des Jahres 1882 insbesondere,<br />
wie sie hier beschrieben worden, und wie sie aus den graphischen Darstellungen<br />
noch deutlicher ersichtlich, und die ja bekanntlich auch mit einer kosmischen<br />
Erscheinung (Sonnenflecken) in Verbindung gebracht worden sind, dürften<br />
denn doch die außergewöhnlichen Hochwassererscheinungen dieser Zeit genugsam<br />
erklären....“ 28<br />
25 Ebd. Kap. III, S. 26 f. Diese Forderung bezieht sich auf den Antrag, den Thilenius im Reichstag<br />
gestellt hat. Honsell wird derjenige sein, der die Forschung später maßgeblich durchführt.<br />
26 Gutachten der Preußischen Landesanstalt für Gewässerkunde (1929): Über die Ursachen und den<br />
Verlauf des Hochwassers im Rheingebiet im Dezember 1925 und Januar 1926 und über die Maßnahmen<br />
zur Verhütung von Hochwasserschäden. In: Jahrbuch für die Gewässerkunde Norddeutschlands.<br />
Besondere Mitteilungen Jg. 5, H. 2, Ernst Siegfried Mittler und Sohn: Berlin.<br />
27 Honsell: Hochwasser-<strong>Katastrophen</strong>, S. 3.<br />
28 Ebd., S. 16.