17.11.2012 Aufrufe

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

158<br />

Patrick Masius<br />

Hochwasserschutz ableiten zu können. 25 Bis zum Jahre 1926 hatte sich ein beachtlicher<br />

Maßnahmenkatalog entwickelt. Bewaldung, Talsperren und Seeregulierung,<br />

Deichbauten, Hochwasserregulierungsentwürfe und Hochwassermeldungen, der<br />

Einsatz von Wasserwehren, das Freihalten der Überschwemmungsgebiete, Hochwasserschaden-Versicherung<br />

und eine angepasste Landwirtschaft werden in einem<br />

offiziellen Gutachten ausdrücklich genannt. 26<br />

Bemerkenswerter Weise lief die dominante Erklärung der Hochwasserkatastrophen,<br />

wie sie von Honsell wissenschaftlich ausgearbeitet und von Politikern im<br />

Reichstag übernommen wurde, auf etwas völlig anderes heraus, nämlich auf Ohnmachtsbekenntnis<br />

und Resignation. Max Honsell zeigte, dass die Hochwasserursache<br />

in der Natur der extremen Witterungsbedingungen gelegen hat: „Gegen Ende<br />

November nahmen die massenhaften Regenfälle immer grösseren Umfang an, so<br />

dass von den meisten Stromgebieten Mitteleuropas über Hochwasser berichtet<br />

wurde.“ 27 Er beschrieb ausführlich die Niederschlagsverhältnisse des Jahres 1882.<br />

Als Folge dieser außergewöhnlich nassen Periode in ganz Mitteleuropa nennt er die<br />

„Überschwemmungskatastrophen“ in Tirol und Kärnten Mitte September und das<br />

Rheinhochwasser Ende des Jahres. Gestützt wurde sein Argument durch jahrzehntelange<br />

Niederschlagsmessungen in Karlsruhe. Ein erstes Fazit lautete: „Die außerordentlichen<br />

Regenverhältnisse der 1870er Jahre, und des Jahres 1882 insbesondere,<br />

wie sie hier beschrieben worden, und wie sie aus den graphischen Darstellungen<br />

noch deutlicher ersichtlich, und die ja bekanntlich auch mit einer kosmischen<br />

Erscheinung (Sonnenflecken) in Verbindung gebracht worden sind, dürften<br />

denn doch die außergewöhnlichen Hochwassererscheinungen dieser Zeit genugsam<br />

erklären....“ 28<br />

25 Ebd. Kap. III, S. 26 f. Diese Forderung bezieht sich auf den Antrag, den Thilenius im Reichstag<br />

gestellt hat. Honsell wird derjenige sein, der die Forschung später maßgeblich durchführt.<br />

26 Gutachten der Preußischen Landesanstalt für Gewässerkunde (1929): Über die Ursachen und den<br />

Verlauf des Hochwassers im Rheingebiet im Dezember 1925 und Januar 1926 und über die Maßnahmen<br />

zur Verhütung von Hochwasserschäden. In: Jahrbuch für die Gewässerkunde Norddeutschlands.<br />

Besondere Mitteilungen Jg. 5, H. 2, Ernst Siegfried Mittler und Sohn: Berlin.<br />

27 Honsell: Hochwasser-<strong>Katastrophen</strong>, S. 3.<br />

28 Ebd., S. 16.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!