Katastrophen machen Geschichte - oapen
Katastrophen machen Geschichte - oapen
Katastrophen machen Geschichte - oapen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32 Thomas Knopf<br />
Doch zurück zu den <strong>Katastrophen</strong>: Es ist im folgenden zu fragen, wie schleichend<br />
und wie katastrophal die Auswirkungen der Bodenübernutzung waren und sind, in<br />
welchen Abhängigkeiten zu den naturräumlichen Gegebenheiten und den gesellschaftlichen<br />
Parametern sie stehen und schließlich, was man zu Bewältigung und<br />
Wahrnehmung sagen kann.<br />
2 Erosion und Degradation von Böden in archäologischhistorischer<br />
Perspektive<br />
Als Ausgangspunkt sei ein Geograph zitiert, der in den 90er Jahren des 20. Jhs die<br />
Bodenerosion in Savannengebieten Namibias untersucht hat. Er schrieb einleitend:<br />
„Die Bodenerosion stellt heute die weltweit größte Umweltbedrohung dar. Der<br />
Verlust der obersten Bodenkrume hat i. d. R. gravierende ökologische Schäden mit<br />
ernsten bis lebensbedrohenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen für die<br />
betroffenen Menschen und gesellschaftlichen Gruppen zur Folge. Nach neuesten<br />
Schätzungen gehen jährlich weltweit 75 Milliarden Tonnen Boden durch Erosion<br />
verloren. Jedes Jahr werden dadurch ca. 12 Millionen Hektar landwirtschaftliche<br />
Fläche zerstört und aufgegeben. Mehr als die Hälfte der Weidegebiete der Erde<br />
sind von Überweidung und Bodenerosion betroffen.“ 3<br />
Das hört sich wahrhaft katastrophal an; aus dieser gegenwärtigen Perspektive<br />
stellt sich für eine umwelthistorische Betrachtung die Frage nach dem Ausmaß<br />
dieses Phänomens in der Vergangenheit. Mehr noch: für diese Thematik scheint<br />
eine darüber hinausgehende komparative, kulturanthropologische Sichtweise möglich<br />
oder sogar angeraten. Dass diese hier nur angerissen werden kann, versteht<br />
sich, aber anhand von Beispielen und zusammenfassenden Bemerkungen sei das<br />
Wesentliche veranschaulicht.<br />
Mit einigen prähistorischen Beispielen lassen sich die Methoden, die letztlich<br />
auch für die späteren Perioden relevant sind, gut demonstrieren. Für jüngere Epochen<br />
kommen Schriftquellen hinzu.<br />
Mit der Sesshaftwerdung der Menschen setzte das Freilegen von Böden durch<br />
Schwenden bzw. Roden und die Umwandlung in Siedel- bzw. Feldflächen ein. Die<br />
ersten Felder waren relativ klein, ihre Lage bzw. die Lage der Siedlungen wurde<br />
auch: McNeill, J. R. / Winiwarter, V. (2004): Breaking the Sod: Humankind, History, and Soil.<br />
Science Jg. 304, S. 1627–1629. Aus archäologischer Perspektive: Thomas, K. (1990): Aspects of Soils<br />
and Early Agriculture. World Archaeology, Jg. 22, S. vii–xiii; Wilshusen, R. H. / Stone, G. D. (1990):<br />
An Ethnoarchaeological Perspective on Soil. World Archaeology, Jg. 22, S. 104–114.<br />
3 Beugler-Bell, H. (1996): Öko-pedologische Untersuchungen im Etoscha Nationalpark und angrenzenden<br />
Landschaften in Nordnamibia. Unter besonderer Berücksichtigung der Bodenerosion als<br />
limitierender Faktor einer nachhaltigen Bewirtschaftung semiarider Savannenökosysteme, Dissertation,<br />
Regensburg, S. 172.