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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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,Schleichende <strong>Katastrophen</strong>‘ 33<br />

häufig gewechselt; die Erosion beschränkte sich somit meist auf ein kleines Maß. 4<br />

Archäologisch-bodenkundliche Untersuchungen im Umfeld von Siedlungsplätzen<br />

zeigen für diese frühe Zeit nicht selten noch überhaupt keine Kolluvien, also Ablagerungen<br />

von abgeschwemmtem Bodenmaterial in Senken, Tälern usw. 5 Dies ändert<br />

sich meist schon am Ende der Jungsteinzeit, besonders aber in der Bronzezeit.<br />

Die Landschaft war in einem wesentlich größeren Maße entwaldet als zuvor, die<br />

Besiedlungsdichte war insgesamt höher und schließlich waren auch weniger geeignete<br />

Lagen besiedelt worden. Dies betrifft die Bodenqualität, aber auch die Höhenlage<br />

und das Gefälle. Auf größeren freiliegenden Flächen und Bereichen mit mehr<br />

Gefälle, zumal in Lagen mit höheren Niederschlägen, konnte mehr Boden abgetragen<br />

werden. In der Eisenzeit setzt sich dieser Trend fort.<br />

Aber was ist über Bodenerosion und Degradation im Sinne eines Problems für<br />

die Menschen bekannt? Dies sollen einige repräsentative Beispiele veranschaulichen.<br />

Das Amöneburger Becken in Hessen ist eine von Löss geprägte, fruchtbare<br />

Landschaft. Im Bereich der Ausgrabung ,Mardorf 23‘ wurden bodenkundliche Untersuchungen<br />

vorgenommen, die die Erosionsgeschichte vom frühen Neolithikum<br />

bis in die Neuzeit dokumentierten. 6 Das Baggerschnittprofil MS-T wurde relativ<br />

detailliert aufgenommen, wobei zahlreiche 14C-Daten den zeitlichen Verlauf verdeutlichten.<br />

Die intensiven Abtragungen bzw. Ablagerungen seit der Eisenzeit sind<br />

gut erkennbar. Stellenweise beträgt die Mächtigkeit dieser Schichten über 2 m. Im<br />

gesamten Zeitraum vor der Eisenzeit wurden etwa 1,2 m abgelagert. Das Relief der<br />

Landschaft wurde dadurch stark geglättet. Die viele Meter dicken Kolluvienpakete<br />

zeigen, dass entsprechend viel Material von den Wirtschaftsflächen abgetragen<br />

worden sein muss. Doch wie verliefen die Erosionsprozesse tatsächlich und in<br />

welchen kleinmaßstäbigen Zeiträumen? Und welche Konsequenzen hatte dies für<br />

die Qualität der Böden, also damit auch die Subsistenzbasis der urgeschichtlichen<br />

Menschen? Es lässt sich an einem solchen, allerdings typischen, Beispiel kaum erschließen.<br />

Ein geeigneteres, wenngleich damit weniger repräsentatives Beispiel, bietet die<br />

Untersuchung der spätkeltischen Viereckschanze von Poign in Bayern. Die Anlage<br />

4 Zu den frühesten anthropogenen Bodenveränderungen siehe Lüning, J. (2000), Steinzeitliche Bauern<br />

in Deutschland. Die Landwirtschaft im Neolithikum, Universitätsforschungen zur Prähistorischen<br />

Archäologie, Bd. 58, Dr. Rudolf Habelt: Bonn, S. 32–35.<br />

5 Siehe etwa Scheibe, R. (2003): Landschaftsentwicklung und Besiedlung in der Donauebene und im<br />

Falkensteiner Vorwald – Eine Analyse von Geoarchiven und historischen Überlieferungen, Regensburger<br />

Beiträge zur Prähistorischen Archäologie, Bd. 10, Universitätsverlag: Regensburg, S. 206. Er<br />

konnte für sein Untersuchungsgebiet Donauebene und Falkensteiner Vorland keine neolithischen<br />

Ablagerungen infolge von „Ackerbau“ feststellen. Er verweist jedoch (ebd.) auf einige klassische<br />

„Altsiedelgebiete“ wie den Kraichgau, das Neckargebiet, die Leipziger Tieflandsbucht u. a., bei denen<br />

entsprechende neolithische Kolluvien vorhanden sind.<br />

6 Wunderlich, J. (2000): Prähistorische und historische Bodenerosion im Amöneburger Becken –<br />

Abgeleitet aus einer Sequenz datierter Kolluvien. In: Berichte der Kommission für Archäologische<br />

Landesforschung in Hessen, Bd. 5, 1998/1999, S. 9–15.

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