17.11.2012 Aufrufe

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

16<br />

Verena Twyrdy<br />

1770 gegossene Glocke in Bramberg im Oberpinzgau trägt beispielsweise die Inschrift:<br />

„Die lobelich Pfarrersgemein<br />

Ließ mich zum Opfer giesen,<br />

Nie Himmels Kinigin<br />

Fallet vor Gott zu Fiessen,<br />

Wan Plitz und Dunner Knall<br />

Der Schauer trohet an.<br />

Gibt diesen Clan die Sterk,<br />

Das ers vertreiben kann.“ 6<br />

Das Wetterläuten steht auch häufig in engerer Beziehung zur magischen Deutung<br />

von Unwettern und der Erklärung zu deren Entstehung durch Hexenzauber. Denn<br />

gerade die heidnischen Hexen – so war man der Überzeugung – würden sich besonders<br />

gut von den Kirchenglocken vertreiben lassen, da sie gegen den geweihten<br />

Klang einen besonders großen Widerwillen verspürten.<br />

Als ein weiteres Zeichen für die geistige und mentale Bewältigung einer Naturkatastrophe<br />

können die häufig nach Hochwassern oder Sturmfluten angebrachten<br />

Hochwassermarken und Gedenktafeln gelten. Der Beginn dieser Erinnerungskultur<br />

lässt sich auf die Mitte des 14. Jahrhunderts datieren 7 und sie besteht bis in<br />

die Gegenwart fort. Die Hochwassermarken erfüllen im Wesentlichen folgende<br />

Zwecke: Zum einen halfen sie den von einer kleineren Überschwemmung getroffenen<br />

Menschen dabei, diese besser durchstehen zu können, denn die Hochwassermarken<br />

führten unweigerlich vor Augen, dass es bereits schlimmere Überschwemmungen<br />

gegeben hatte. Sie ließen damit also den direkten Vergleich mit<br />

vergangenen Hochwassern zu. 8<br />

Andererseits wiesen sie aber auch im Alltag stets auf die kontinuierlich bestehende<br />

Gefahr hin – insbesondere bei Küstengesellschaften – und bewahrten unter<br />

Umständen vor einer leichtfertigen Besiedelung besonders gefährdeter Küstenabschnitte.<br />

9<br />

6 www.sagen.at<br />

7 Rohr, C. (2007): Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum. Naturerfahrung im Spätmittelalter und<br />

am Beginn der Neuzeit (Umwelthistorische Forschungen 4), S. 386 f.<br />

8 Siehe Abb. 1<br />

9 Siehe Abb. 2, die als Ermahnung zur Instandhaltung der Deiche gelesen werden kann.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!