Katastrophen machen Geschichte - oapen
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Verena Twyrdy<br />
1770 gegossene Glocke in Bramberg im Oberpinzgau trägt beispielsweise die Inschrift:<br />
„Die lobelich Pfarrersgemein<br />
Ließ mich zum Opfer giesen,<br />
Nie Himmels Kinigin<br />
Fallet vor Gott zu Fiessen,<br />
Wan Plitz und Dunner Knall<br />
Der Schauer trohet an.<br />
Gibt diesen Clan die Sterk,<br />
Das ers vertreiben kann.“ 6<br />
Das Wetterläuten steht auch häufig in engerer Beziehung zur magischen Deutung<br />
von Unwettern und der Erklärung zu deren Entstehung durch Hexenzauber. Denn<br />
gerade die heidnischen Hexen – so war man der Überzeugung – würden sich besonders<br />
gut von den Kirchenglocken vertreiben lassen, da sie gegen den geweihten<br />
Klang einen besonders großen Widerwillen verspürten.<br />
Als ein weiteres Zeichen für die geistige und mentale Bewältigung einer Naturkatastrophe<br />
können die häufig nach Hochwassern oder Sturmfluten angebrachten<br />
Hochwassermarken und Gedenktafeln gelten. Der Beginn dieser Erinnerungskultur<br />
lässt sich auf die Mitte des 14. Jahrhunderts datieren 7 und sie besteht bis in<br />
die Gegenwart fort. Die Hochwassermarken erfüllen im Wesentlichen folgende<br />
Zwecke: Zum einen halfen sie den von einer kleineren Überschwemmung getroffenen<br />
Menschen dabei, diese besser durchstehen zu können, denn die Hochwassermarken<br />
führten unweigerlich vor Augen, dass es bereits schlimmere Überschwemmungen<br />
gegeben hatte. Sie ließen damit also den direkten Vergleich mit<br />
vergangenen Hochwassern zu. 8<br />
Andererseits wiesen sie aber auch im Alltag stets auf die kontinuierlich bestehende<br />
Gefahr hin – insbesondere bei Küstengesellschaften – und bewahrten unter<br />
Umständen vor einer leichtfertigen Besiedelung besonders gefährdeter Küstenabschnitte.<br />
9<br />
6 www.sagen.at<br />
7 Rohr, C. (2007): Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum. Naturerfahrung im Spätmittelalter und<br />
am Beginn der Neuzeit (Umwelthistorische Forschungen 4), S. 386 f.<br />
8 Siehe Abb. 1<br />
9 Siehe Abb. 2, die als Ermahnung zur Instandhaltung der Deiche gelesen werden kann.