17.11.2012 Aufrufe

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

Katastrophen machen Geschichte - oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wallfahrt und Kreuzgang<br />

derten die „[…] Abstellung der Geistlichen Mißbräuche ruksichtlich der Benediktionen<br />

und Exorcismen, die sich sowohl Weltgeistliche als religionen, Besonders<br />

Mendicanten wieder- zum Besonderen Geschäfte <strong>machen</strong> […].“ 16 Insbesondere<br />

die Praxis der Mendikanten, also der Bettelmönche, wurde kritisiert, eine<br />

grundsätzliche Ablehnung geisterbeschwörender Praktiken bestand demnach<br />

aber nicht. Benediktionen und Exorzismen 17 konnten also nach Auffassung der<br />

passauischen Geistlichkeit durchaus der Bekämpfung von Tierkrankheiten dienen,<br />

nur war die Erlaubnis des örtlichen Pfarrers notwendig. Der Generalvikar<br />

kam dieser Forderung nach, indem er an die Stifte, Klöster und Pfarreien Circulare<br />

verteilen ließ, in denen er auf die Beschränkungen hinwies. 18<br />

Die katholische Geistlichkeit Kurbayerns engagierte sich auf unterschiedliche<br />

Weise in der Bewältigung von Rinderseuchen. Wallfahrten, Segnungen und Exorzismen<br />

schienen probate Mittel, um kranke Rinder zu heilen oder diese vor<br />

Erkrankung zu schützen. Der bayerische Staat unterstützte diese religiösen Praktiken.<br />

Ende des 18. Jahrhunderts wurden jedoch im Rahmen der katholischen<br />

Aufklärung in Bayern Feiertage, Prozessionen und Wallfahrten eingeschränkt. 19<br />

Infolgedessen änderte sich auch die Haltung des Staates zur religiösen Seuchenbewältigung:<br />

Eine Bittprozession zur Abwendung einer Rinderseuche im nunmehr<br />

königlichen Bayern wurde 1816 verboten. 20<br />

3 Die volksfromme Ebene<br />

Die Landbevölkerung in Bayern versuchte, Rinderseuchen im Kontext des Wunderglaubens<br />

zu bewältigen. Der Wunderglaube war für sie auch deshalb attraktiv,<br />

da sie den Heiligen anders als der Obrigkeit gleichberechtigt gegenüber treten<br />

konnte. Untertanen und Obrigkeit vertraten dabei nach Rebekka Habermas unterschiedliche<br />

Wunderlogiken: „Hatten Staat und Kirche in erster Linie die Hebung<br />

des Ansehens von weltlicher und geistlicher Obrigkeit im Sinn, so bietet die<br />

16 ABP OA Generalakten 1815 „Verbot der Geisterbeschwörung zur Heilung von Menschen- u.<br />

Tierkrankheiten durch Geistliche im bayerischen Diözesananteile“, S. 3.<br />

17 Exorzismus bezeichnete die „[…] offiz. Beschwörung einer Person oder Sache zur Abwehr gottfeindl.<br />

Mächte.“, vgl. Andresen, C. / Denzler, G. (1997): Wörterbuch Kirchengeschichte, dtv: München<br />

5, S. 210.<br />

18 Vgl. ABP OA, Generalakten 1815 „Verbot der Geisterbeschwörung zur Heilung von Menschen- u.<br />

Tierkrankheiten durch Geistliche im bayerischen Diözesananteile“, S. 10.<br />

19 Klueting, H. (1993): „Das Genius der Zeit hat sie unbrauchbar gemacht.“ Zum Thema Katholische<br />

Aufklärung – Oder: Aufklärung und Katholizismus im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Eine Einleitung.<br />

In: Hengst, K. / Hinske, N. / Klueting, H. (Hg.): Katholische Aufklärung – Aufklärung im<br />

katholischen Deutschland, Meiner: Hamburg, S. 1-35, S. 5, 19.<br />

20 Vgl. Staatsarchiv München (StA Mü) LRA 16081 Circulare des Königlichen Landgerichts Rain vom<br />

6. Juni 1816.<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!