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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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52 Sarah Schmitz<br />

der kasernierten Soldaten, sondern offenbar auch der Angehörigen der nichtmamlukischen<br />

Truppenverbände (halqa), 30 scheint es weiterhin Expeditionen<br />

gegen plündernde Beduinen gegeben zu haben. Zumindest erwähnt al-Maqrizi für<br />

das Jahr 1349 mehrere militärische Einsätze gegen die Beduinen-Föderation der<br />

‘Ashir im syro-palästinensischen Raum. Allerdings stammten die dafür rekrutierten<br />

Einheiten nicht nur aus Kairo, sondern auch aus syrischen Städten. 31<br />

Ebenso wie die Städter wurden auch die sesshaften Landbewohner Opfer der<br />

Pest. Man kann davon ausgehen, dass die Sterblichkeit auf dem Land ebenfalls<br />

hoch war, aber auch hier lassen sich keine genauen Angaben zu Opferzahlen<br />

<strong>machen</strong>. Besser belegt ist dafür die Tatsache, dass die Landwirtschaft unter dem<br />

Arbeitskräftemangel erheblich litt. 32 Dazu bemerkt der Chronist Muhammad b.<br />

Ahmad Ibn Iyas (1448-1524):<br />

„Der Boden Ägyptens wurde in jenem Jahr kaum kultiviert, weil die<br />

Bauern starben und der Boden nicht bewirtschaftet werden konnte.<br />

Und so ereignete sich die Teuerung in Ägypten, so dass jeder Waiba 33<br />

Weizen für 200 Dirham zum Verkauf angeboten wurde. Fast wurde<br />

Ägypten in jenem Jahr durch Teuerung und Untergang zerstört.“ 34<br />

Es mangelte an Arbeitskräften, die das Land bestellten oder die Ernte einfuhren,<br />

weiter verarbeiteten und in die Städte transportierten. Dies hatte einerseits<br />

geringere Steuereinnahmen zu Folge und somit eine finanzielle Schwächung auch<br />

der Mamluken. Andererseits führten geringere Ernteerträge zu steigenden Preisen<br />

und Hungersnöten. 35 Dabei musste eine Seuche nicht zwangsläufig zu höheren<br />

Preisen bei den Grundnahrungsmitteln führen. Tatsächlich sollen in späteren<br />

Pestjahren die Preise z.B. für Getreide relativ stabil geblieben oder sogar gesunken<br />

sein. 36 Begründet wird diese Entwicklung mit einer geringeren Nachfrage aufgrund<br />

der hohen Sterblichkeit unter den Verbrauchern. Allerdings konnten die Preise<br />

auch steigen, wenn die Seuche lange währte und die Produktion geringer ausfiel<br />

und/oder der Transport der Lebensmittel teurer wurde (z.B. durch fehlende<br />

30 Vgl. al-Maqrizi: Suluk, S. 780, 781, 783.<br />

31 Vgl. ibid., S. 804, 805.<br />

32 Vgl. dazu z.B. Lopez, R./Miskimin, H./Udovitch, A. (1970): England to Egypt, 1350-1500: Long-<br />

Term Trends and Long-Distance Trade. In: Cook, M. (Hg.): Studies in the Economic History of the<br />

Middle East from the Rise of Islam to the Present Day, Oxford University Press: London, S. 93-128,<br />

S. 115ff. Udovitch beschrieb zuerst den Zusammenhang zwischen dem Niedergang des ägyptischen<br />

Wohlstandes mit dem Einbruch der landwirtschaftlichen Produktion, die aus dem vor allem von der<br />

Pest verursachten Bevölkerungsrückgang resultierte.<br />

33 Ägyptisches Trockenhohlmaß, ca. 33 Liter oder ca. 1/6 eines irdabb, der gebräuchlicheren<br />

Maßeinheit für Getreide (ein irdabb entsprach ca. 69 kg). Der Preis für einen irdabb Weizen in Kairo<br />

betrug in den 1350ern durchschnittlich 25 Dirham. Vgl. Sabra, A. (2000): Poverty and Charity in<br />

Medieval Islam: Mamluk Egypt, 1250-1517, Cambridge University Press: Cambridge, S. 122.<br />

34 Ibn Iyas: Bada’i’, S. 530.<br />

35 Vgl. ibid., S. 523, 530.<br />

36 Vgl. Dols: Black Death, S. 259.

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