Katastrophen machen Geschichte - oapen
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36 Thomas Knopf<br />
Bodenbedeckung, auch durch Ackerunkräuter, dafür verantwortlich. Erst extreme<br />
Niederschlagsereignisse forcierten den Bodenverlust dramatisch und z. T. sogar<br />
katastrophal. Allen voran ist der sogenannte ,tausendjährige Niederschlag‘ von<br />
1342 zu nennen, dem in der zweiten Hälfte des 14. Jh. noch mehrere<br />
,Starkregenereignisse‘ folgten. 12 Sie erzeugten eine Erosion, die kilometerlange<br />
Schluchten und Kerben einriss und flächenhaft Boden abtrug. Man schätzt allein<br />
den Abtrag des Jahres 1342 in Deutschland auf 13 Milliarden Tonnen. Dieses Ereignis<br />
ist auch in den Schriftquellen gut belegt und darin für viele Orte nachweisbar.<br />
Die starken Niederschläge und die damit verbundenen Bodenzerstörungen<br />
trugen maßgeblich, wenngleich nicht ausschließlich, zu den Wüstungsprozessen<br />
sowie den landwirtschaftlichen Umstrukturierungen im 14. Jh. bei.<br />
Erosionsraten dieser Höhe stellten sich erst wieder im 20. Jh. ein und halten<br />
z. T. an. Die Mechanisierung der Landwirtschaft, die Zusammenlegung zu großen<br />
Wirtschaftsflächen, Entfernen von Hecken, Riegeln und anderen Erosionshemmern<br />
in Verbindung mit hangsenkrechter Bewirtschaftung sind hier zu nennen.<br />
Man denke etwa auch an den ,dust bowl‘ des amerikanischen Mittleren Westens in<br />
den 30er Jahren des 20. Jhs. 13<br />
Das heißt, man kann für prähistorische und historische Zeiten eine Bodenerosion<br />
konstatieren, die mit einzelnen Ereignissen in der Tat katastrophal sein konnte,<br />
in der Regel aber eher mehr oder weniger langsam vonstatten ging. Dies führte<br />
vermutlich an manchen Orten auch zu einer Abnahme der Produktivität und damit<br />
zu Versorgungsproblemen. Auch die in der Regel langsamen Prozesse der Erosion<br />
können sich, je nach Boden und ökologischen Gegebenheiten, auf die Bodenfruchtbarkeit<br />
auswirken. Wesentlich schneller werden, auch ohne wesentlichen<br />
Einfluss erosiver Vorgänge, sinkende Erträge aufgrund nachlassender Fruchtbarkeit<br />
bemerkt. Die Menschen haben angesichts drohender Gefahren der Erosion<br />
und Bodenauslaugung auch früh Gegenmaßnahmen getroffen.<br />
Insbesondere seit der Bronzezeit legen archäobotanische Befunde Fruchtwechsel<br />
und Brachen nahe; 14 der Anbau von Hülsenfrüchten, Dünger von<br />
Haustieren sowie Brachen lässt für den keltischen Mittleren Neckarraum geradezu<br />
ein „Landmanagement-Schema“ vermuten. 15 Techniken der Düngung, sei es mit<br />
tierischem oder pflanzlichem Dung oder Fäkalien, sind ebenso wie die angesprochenen<br />
Brachezeiten und Fruchtwechsel, auch Mischanbau, weltweit bekannte<br />
Maßnahmen zum Erhalt der Bodengüte, aber auch des Erosionsschutzes. Hinzu<br />
kommen der Terrassenbau – die vielleicht spektakulärste Maßnahme –, Bewässe-<br />
12 Siehe hierzu und für die folgenden Angaben Bork: Landschaften, S. 115–121.<br />
13 Siehe dazu etwa Goudie, A. (1994): Mensch und Umwelt. Eine Einführung, Spektrum Akademischer<br />
Verlag: Heidelberg / Berlin / Oxford, S. 187–191.<br />
14 Siehe dazu Knopf, Th. (2008): Ressourcennutzung und Umweltverhalten prähistorischer Bauern.<br />
Eine Analyse archäologischer und ethnographischer Untersuchungen, Habilitationsschrift, S. 299–<br />
300.<br />
15 Ebd.