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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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50 Sarah Schmitz<br />

Ein „Beduinenemir“ (amir al-‘arab) sollte als Mittler zwischen Regierung und<br />

Beduinen fungieren. Tatsächlich war der Beduinenemir aber vor allem dafür<br />

verantwortlich, der Regierung beduinische Hilfe für Militäraktionen zu<br />

beschaffen und für die Sicherheit der Überlandstraßen zu sorgen. 16 Die Kontrolle<br />

der Beduinen gelang aber höchstens partiell und für begrenzte Zeit, so dass<br />

Spannungen und Kämpfe zwischen beiden Seiten an der Tagesordnung waren.<br />

2 Der demographische Einbruch infolge der Pest<br />

2.1 Die sesshafte Bevölkerung<br />

Ab 1347 wurde Ägypten für zwei Jahre vom Schwarzen Tod heimgesucht. In den<br />

nächsten ca. 150 Jahren kam es zu zahlreichen weiteren Pestschüben, die<br />

allerdings wohl nicht die gleiche Intensität aufwiesen. 17 Dicht bebaute Städte wie<br />

Kairo oder Alexandria mit schlechten hygienischen Verhältnissen boten gute<br />

Bedingungen für eine rasche Ausbreitung der Seuche. 18<br />

Die Auswirkungen der Pest in den Städten sind in zeitgenössischen Chroniken<br />

recht gut dokumentiert. Die Chronisten schildern chaotische Zustände und<br />

Verzweiflung der Menschen angesichts des schnellen Massensterbens. 19 Der<br />

Historiker Taqi al-Din al-Maqrizi (1364-1442) beschreibt die Situation zwei Jahre<br />

nach dem ersten Pestausbruch folgendermaßen:<br />

„Zu Beginn [des Monats] Dhu l-Qa’da [21. Januar 1349] war Kairo<br />

wüst und leer. Es fand sich kaum ein Passant in ihren Straßen, so dass<br />

man vom Bab Zuwayla zum Bab al-Nasr gehen konnte, ohne in das<br />

übliche Gedränge zu geraten. Dies lag an den vielen Toten, um die<br />

man sich kümmern musste.” 20<br />

16 Vgl. Franz, K. (2008): The Ayyubid and Mamluk Revaluation of the Hinterland and Western<br />

Historical Cartography. In: Mamluk Studies Review, Jg. 12, H. 2, S. 133-158, S. 136; Garcin, Regime,<br />

S. 315.<br />

17 Eine Liste über Pestvorkommen in Ägypten nach dem Schwarzen Tod bis 1517 findet sich bei<br />

Shoshan, B. (1981): Notes sur les Epidemies de la Peste en Egypte. In: Annales de démographie<br />

historique, S. 387-404, S. 395-400.<br />

18 Vgl. Conrad, L. (1996): Die Pest und ihr soziales Umfeld im Nahen Osten des frühen Mittelalters.<br />

In: Der Islam, Bd. 73, H. 1, S. 81-112, S. 85-93.<br />

19 Vgl. z.B. al-Maqrizi: Suluk, S. 772; Ibn Habib, al-H. (1986): Tadhkirat al-nabih fi ayyam al-Mansur<br />

wa-banih, hrsg. von M. Amin/ S. Ashur, 3 Bd., Al-Hay’a al-Misriyya al-’amma li l-kitab: Kairo, Bd. 3,<br />

S. 113.<br />

20 Al-Maqrizi: Suluk, S. 781.

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