Katastrophen machen Geschichte - oapen
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Heuschreckenkalamitäten in Brandenburg<br />
wähnung von Schadenspotentialen bzw. von Schäden erhält dadurch ein besonderes<br />
thematisches Gewicht.<br />
Nach einer kurzen Einführung in die Heuschreckensystematik widmete Krünitz<br />
den größten Teil seines Artikels der mitteleuropäischen Bedeutung der Wanderheuschrecke.<br />
30 Einen frühen Einfall dieser „schädlichsten Art der Heuschrecken“<br />
im Nachbarland Polen und in Schlesien nannte er für 1475. Zur Anwesenheit<br />
von Schwärmen in der Mark Brandenburg schrieb er: „Und wegen der Beschaffenheit<br />
des Bodens und der Nachbarschaft mit Polen, haben auch einige Provinzen<br />
der Mark Brandenburg, nebsteinem Theile von Pommern, Schlesien und<br />
der Niederlausitz, seit undenklichen Jahren, das Unglück gehabt, daß ihre Felder,<br />
Gärten, Weinberge und andere Fruchtländer, durch die Zugheuschrecken abwechselnd<br />
verwüstet worden sind.“ Im Laufe des Artikels hob er für die Mark besonders<br />
die Jahre 1731, 1749, 1750, 1752 und 1753 als Heuschreckenjahre hervor.<br />
Es folgte eine Beschreibung von Morphologie, Verhalten und Lebenszyklus<br />
der Kerfe, denn „man muß aber seinen Feind völlig kennen, wenn man sich in eine<br />
gehörige Verfassung gegen ihn setzen soll.“ Krünitz erläuterte unter anderem bereits,<br />
wie sich eine mitteleuropäische Landplage aus einer steigenden Populationsdichte<br />
in den südosteuropäisch-vorderasiatischen Verbreitungsgebieten der Insekten<br />
entwickeln konnte; wie die Tiere Kräfte sparend „wie eine Wolke“ „mit dem<br />
Winde streichen“ und warum die Landschaftsstruktur und der sandige Boden<br />
Brandenburgs ihnen ideale Bedingungen boten, solange die Klimafaktoren in einem<br />
tolerierbaren Maß blieben.<br />
Fast alle Feldfrüchte im Winter- sowie im Sommerfeld seien dem Fraß der<br />
Heuschrecken ausgesetzt. Eine der wenigen Ausnahmen bildete nach Krünitz der<br />
Buchweizen.<br />
Die von ihm genannten Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Heuschrecken<br />
gaben im Wesentlichen den Inhalt der preußischen Edikte wieder, 31 welche er auch<br />
zitierte, beginnend mit dem Edikt vom 13. April 1731. Besonders wichtig erschienen<br />
ihm das Pflügen der Äcker zur vorgesehenen Feldbauzeit und das Aufsammeln<br />
der Eier auf Feldern, Brachen und Säumen im Herbst und Frühjahr. Gegen<br />
die jungen, noch nicht flugfähigen Heuschrecken empfahl er das Eintreiben von<br />
Schweinen und das Zusammentreiben der Sprengsel in Gräben. Die 1752er/53er<br />
Edikte gab er sehr ausführlich, wenn auch in eigener Formulierung wieder (hierzu<br />
s.u.).<br />
Zeitlich später als Krünitz veröffentlichte Borgstede eine Statistische Topographie<br />
Brandenburgs. 32 Borgstede erstellte sehr sorgfältige und umfassende Artenlisten<br />
von Tieren und Pflanzen der Kurmark, erwähnte aber die Heuschrecken überraschender<br />
Weise nicht. Die Insekten zählte er – ausdrücklich ihrer Artenvielfalt<br />
30 Krünitz, Lemma „Heuschrecke“, S. 385 ff.<br />
31 Ebd.: S. 424 ff.<br />
32 Borgstede (1788): Beschreibung.<br />
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