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Katastrophen machen Geschichte - oapen

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Der Schwarze Tod in Ägypten<br />

Arbeitskräfte). 37 Schlechte Ernteerträge gab es offenbar in der Zeit des Schwarzen<br />

Todes zusätzlich durch ein Ausbleiben der Nilüberschwemmung: Eine fehlende,<br />

für die Bewässerung nötige Nilüberflutung wird für die Jahre 1348, 1349 und 1350<br />

verzeichnet. 38<br />

Der Mangel an Arbeitskräften auf dem Land war allerdings nicht nur auf die<br />

erhöhte Mortalität zurückzuführen, sondern auch auf Landflucht. 39 Zwar war den<br />

Bauern das Verlassen ihres Landes verboten, aber in den Zeiten der Krise scheint<br />

die Regierung die flüchtenden Bauern nicht auf das Land zurück gezwungen zu<br />

haben. 40 Im Gegenteil: Chroniken berichten sogar davon, dass berittene Soldaten<br />

anstelle der fehlenden Bauern zum Ernteeinsatz auf die Felder geschickt wurden.<br />

Dies soll sich jedoch als wenig erfolgreich erwiesen haben. 41<br />

Die Lage der Bevölkerung lässt sich durch eine Passage aus der Chronik von<br />

al-Maqrizi recht gut zusammenfassen. Sie beschreibt die Situation in Bilbays, der<br />

Provinzhauptstadt von Sharqiyya in Unterägypten zu Zeiten der Pest:<br />

„Die Einwohner von Bilbays und der übrigen Provinz Sharqiyya<br />

waren aufgrund der vielen Toten unter den Bauern außer Stande, das<br />

Saatgut auszubringen, Die Seuche traf sie zu Beginn des Sommers,<br />

genauer gesagt am 2. Rabi’ al-Akhir [13. Juni 1348]. Die Wege<br />

stanken nach den verwesenden Toten. Die Beduinen [wörtlich:<br />

„Einwohner der Zelte“], ihre Reittiere und ihre Hunde starben. (…)<br />

Die Reittiere, das Vieh und die meisten Reitkamele des Sultans und<br />

der Emire starben [ebenso]. Die Gebetshäuser [und] die Gasthäuser<br />

von Bilbays (…) füllten sich mit den Toten. Sie fanden keinen, der sie<br />

hätte begraben können. Der Markt von Bilbays stank aufgrund des<br />

Verwesungsgeruchs der Toten, so dass niemand sich darin aufhalten<br />

konnte. (...) Es gab [auch] keinen Muezzin mehr. Die Toten wurden<br />

in der Moschee von Bilbays abgelegt. Die Hunde begannen, dort über<br />

sie herzufallen. Viele von den Einwohnern gingen nach Kairo.“ 42<br />

2.2 Die Beduinen<br />

Ein Großteil der Forschungsliteratur argumentiert, dass die nomadischen<br />

Beduinen aufgrund ihrer mobilen Lebensweise gesundheitlich und wirtschaftlich<br />

kaum von der Pest betroffen waren. Somit scheinen die Beduinen mit der Pest die<br />

Chance bekommen zu haben, ihre Angriffe auf die geschwächte sesshafte<br />

37 Vgl. ibid., S. 260.<br />

38<br />

Vgl. Ibn Iyas: Bada’i’, S. 523; al-Maqrizi, Suluk, S. 833.<br />

39<br />

Vgl. Dols: Black Death, S. 162 f.<br />

40<br />

Vgl. ibid., S. 163 f.<br />

41<br />

Vgl. al-Maqrizi: Suluk, S. 785.<br />

42 Ibid., S. 778 f.<br />

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