Katastrophen machen Geschichte - oapen
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Bewältigung von Naturkatastrophen<br />
tierten Strategien ist auch die wirtschaftlich orientierte Strategie eher als präventiv<br />
anzusehen. Von den anderen Bewältigungsstrategien unterscheidet sie sich aber<br />
insofern, als dass diese einen Schutz vor extremen Witterungsereignissen, also eher<br />
langfristigen Prozessen, wie Kälteperioden, einschließt.<br />
Vor allem dank der Einführung der Dreifelderwirtschaft, die bis zum Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts in Europa praktiziert wurde, konnte die Leistungsfähigkeit<br />
der Landwirtschaft seit dem Mittelalter erheblich gesteigert werden, obgleich sie<br />
stets auf einem niedrigen Niveau verblieb. In Anbetracht der Tatsache, dass die<br />
Ernte in guten Lagen bis zum achtfachen der Aussaat hätte betragen können, ist es<br />
eine Überlegung wert, warum diese Möglichkeiten nicht ausgeschöpft worden sind.<br />
Eine Monokultur, also ein Agrarraum, der nur von einer einzigen Kulturart bestimmt<br />
wird, „erlaubt bei homogenen ökologischen Voraussetzungen eine optimale<br />
Standortanpassung der Nutzung.“ 26 Neben der fehlenden Möglichkeit einer<br />
Subsistenzökonomie, aber besonders in Anbetracht der einseitigen Abhängigkeit<br />
von der Witterung, ist die Monokultur mit einigen Nachteilen behaftet und ihr<br />
fehlt die Möglichkeit zum inneren Ausgleich. Genau aus dem Grund, weil bei einer<br />
Monokultur die Ernte durch Hagel oder späte Fröste substantiell gefährdet war,<br />
entwickelte sich eine Form der Landwirtschaft, die das Risiko des Totalverlustes zu<br />
vermeiden suchte, was sich jedoch nur auf Kosten besonders hoher Ernten realisieren<br />
ließ.<br />
Die Diversifikation von Anbauflächen und angebauten Feldfrüchten, wie sie<br />
innerhalb der Dreifelderwirtschaft praktiziert wurde, bot hingegen genau diese<br />
Möglichkeit zum inneren Ausgleich und kann deshalb als eine Strategie der Risiko-<br />
oder Ruinvermeidung verstanden werden. Die europäische Dreifelderwirtschaft ist<br />
als ein System mit Flurzwang und Gemengelage zu verstehen, innerhalb dessen die<br />
gesamte Flur in drei rotierende Abschnitte, das Sommerfeld, das Winterfeld und<br />
die Brache eingeteilt war. Die Verzettelung der einzelnen Parzellen und die Bestellung<br />
der Felder mit unterschiedlichen Getreidesorten reduzierte die Wahrscheinlichkeit<br />
einer gleichzeitigen Fehlernte auf allen Feldern.<br />
Während der Anbau von Wintergetreide ohnehin schon einen gewissen Schutz<br />
vor einer Missernte bot, ließen sich hier aber auch im Fall von extremen Witterungsereignissen<br />
rechtzeitig entsprechende Maßnahmen wie das vorzeitige Aussähen<br />
der Sommerfrüchte ergreifen, um Schlimmeres zu verhindern.<br />
Eine weitere Strategie zur Risikoverminderung findet sich neben der Dreifelderwirtschaft<br />
auch innerhalb der Hirtenkultur, in der der Bauer jeden Herbst abschätzen<br />
musste, wie viel Vieh er im Winter von der erwirtschafteten Heumenge<br />
ernähren konnte und den Bestand dementsprechend anpassen musste. Nach einer<br />
dürftigen Heuernte war der Bauer dazu gezwungen, sein Vieh zu niedrigen Preisen<br />
zu verkaufen. Denn neben ihm waren auch die umliegenden Höfe von einer geringen<br />
Heuernte betroffen und wandten die gleiche Strategie an, um das Risiko, die<br />
Tiere im Winter nicht ernähren zu können, möglichst gering zu halten. Dies hatte<br />
26 Sick, W.-D. (1983): Agrargeographie. Braunschweig, S. 113.<br />
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