Katastrophen machen Geschichte - oapen
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,Schleichende <strong>Katastrophen</strong>‘ – Bodenübernutzung<br />
in vorindustriellen Gesellschaften<br />
Thomas Knopf<br />
1 Einleitung<br />
Bei <strong>Katastrophen</strong> denkt man zuerst an die auch in diesem Band behandelten Themen<br />
,Seuchen‘, ,Felsstürze‘, ,Stürme‘ und ,verheerende Schädlingsplagen‘. Hat hier<br />
auch die Degradation und Erosion von Böden ihre Berechtigung? Scheint sie doch<br />
im Bewusstsein der breiten Bevölkerung, ja der Bodennutzer selbst (also meist der<br />
Bauern) oft gar nicht in dem Ausmaße präsent, dass man damit gleich <strong>Katastrophen</strong><br />
assoziierte. Einen Grund für die geringe Beachtung der Bodendegradation in<br />
der Gesellschaft hat 1996 der amerikanische Agrarökologe David Pimentel angeführt:<br />
„It’s dirty“. Boden, also, Dreck‘, ist eben nichts, womit sich ,kultivierte‘<br />
Menschen beschäftigen. 1 Hier hat sicher ein, vielleicht langsamer, Umdenkungsprozess<br />
stattgefunden; zumindest in der wissenschaftlichen Literatur werden Böden<br />
zunehmend unter den Aspekten der Umweltzerstörung betrachtet; auch<br />
Wahrnehmung von und Umgang mit Böden hat in Spezialzweigen der Wissenschaft,<br />
wie etwa der Ethnopedologie, einen Aufschwung genommen. 2<br />
1 Held, M. (1997): Der letzte Dreck. Gründe für die gesellschaftliche Ignoranz der Tragweite der<br />
Bodendegradation. In: Gaia, Jg. 6, S. 205–211.<br />
2 WinklerPrins, A. M. G. A. (1999): Local Soil Knowledge: A Tool for Sustainable Land Management.<br />
Society and Natural Resources, Jg. 12, S. 151–161; Barrera-Bassols, N und Zinck, J. A.<br />
(2000): Ethnopedology in a Worldwide Perspective. An Annotated Bibliography. International<br />
Institute for Aerospace and Earth Sciences (ITC) Publication Nr. 77, Enschede. Grundlegend etwa