Katastrophen machen Geschichte - oapen
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‚Alltägliche Extreme‘? – Agrarische „Schädlinge“<br />
als Ressourcenkonkurrenten im 17. und 18.<br />
Jahrhundert<br />
Torsten Meyer<br />
1 Einleitung<br />
Am Anfang sind Fragen. 1 Zum einen diejenige, was der eher gekünstelte Topos<br />
‚alltägliche Extreme‘ inhaltlich andeuten soll. Und – geschichtstheoretisch relevanter<br />
– zum anderen diejenige, ob es historisch zulässig ist, vom „Schädling“ in der<br />
Vormoderne zu sprechen.<br />
Die Rede von den ‚alltäglichen Extremen‘ soll grundsätzlich andeuten, dass im<br />
Folgenden nicht jene extremen, naturalen Ereignisse beispielsweise der Heuschreckenplagen<br />
im Fokus stehen, wie sie Bernd Herrmann und Jana Sprenger thematisieren.<br />
2 Auf der Ebene des ökonomischen Diskurses interessiert vielmehr die als<br />
alltäglich angesehene, nicht massiv-sporadisch auftretende Bedrohung durch so<br />
genannte „culturschädliche Thiere“, um einen geläufigen Quellenbegriff zu nutzen.<br />
Die in den ökonomischen Texten des 18. Jahrhunderts propagierten Bekämpfungsstrategien<br />
gegen diese „Schädlinge“ verdeutlichen dabei, dass deren Alltäglichkeit<br />
bzw. der von ihnen alltäglich, potentiell ausgehende Schaden seitens der<br />
Autoren als „extrem“ angesehen wurde und sie dementsprechend rigorose, grau-<br />
1 Der Satz ist natürlich eine Referenz an Thomas Nipperdeys wunderbare Formulierung „Am Anfang<br />
war Napoleon.“ Nipperdey, T. (1983): Deutsche <strong>Geschichte</strong> 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat,<br />
C. H. Beck: München, S. 11.<br />
2 Vgl. den Beitrag von Bernd Herrmann und Jana Sprenger in diesem Buch.