11.07.2015 Aufrufe

c't magazin für computer technik 24/2013 - since

c't magazin für computer technik 24/2013 - since

c't magazin für computer technik 24/2013 - since

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Report 1 30 Jahre <strong>c't</strong>Gerald HimmeleinEwigerGroupieVon Legenden umgebenAm ersten April wurde mirzum 15-jährigen Dienstjubiläumgratuliert. Das warganz offensichtlich ein Scherz,bis ich nachrechnete. Oh Mist,tatsächlich. Ich fü hle michimmer noch neu hier.ie <strong>c't</strong> war meine erste Computerzeitschrift1984 fa nd ich sie in Kolumbien,DLateinamerika - im Altpapierstapel einesdeutschen Programmierers im Auslandseinsatz.Ein paar Jahre zuvor hatte mir derProto-CGI-Film "Tron" vorgegaukelt, in Computernverberge sich eine ästhetisch strenge,aber anmutige Weit. Doch der einzige Rechnerin meiner Reichweite hatte gerade maleinen Bernsteinmonitor mit einfarbigenASCII-Zeichen, staubtrocken und langweilig.Die ausgesonderte <strong>c't</strong> beschrieb hingegenmythische Dinge, 64K-Rechner mit bunter16-Farben-Grafik. Die Klötzchenbilder der<strong>c't</strong>-Screenshots (damals mit Kamera stattAlt+Druck) waren zwar weit von Tron entfernt,wiesen aber die Richtung.Die Fazination hielt nicht lange. Als Nicht­Informatiker verstand ich bestenfalls 10 Prozentdes Heftes. Ohne einen eigenen Rechnermusste es dabei bleiben. Unsere Wegetrennten sich wieder."Was ich auch schrieb: Nacheinem Weilchen rutschten dieBuchstaben den Bildschirmherunter und blieben amunteren Rand hängen.Fünf Jahre später wollte ich der Digitalereinoch mal eine Chance geben; eigentlich ginges mir nur um eine bessere Schreibmaschine.Aus Kostengründen griff ich beim MediaMarkt zu einem Vorführmodel I. So schleppteich mit dem ersten PC auch meinen erstenVirus ins Studentenwohnheim (Cascade).Was ich auch schrieb: Nach einem Weilchenrutschten die Buchstaben den Bildschirmherunter und blieben am unteren Rand hängen.Mit null Ahnung musste ich einen Kommilitonenum Hilfe anflehen.Martin kam, sah und siegte. Ein paar Tagespäter war der Virus zurück. Erneutes Flehen,erneute Hilfe. Nach der zweiten Wieder-holung bat ich ihn mir beizubringen, was er datat. Martin blickte mich über den Rand seinerBrille hinweg an, seufzte und schüttelte denKopf. Er war durchaus bereit, mir Fische zuliefern. Mir das Fischen beizubringen - dazureichte seine Geduld nicht aus. Enttäuscht radelteich zum Kiosk und kaufte mir einen Stapelder vielversprechendsten Computerzeitschriften.Schnell merkte ich, wie oft es beiden Versprechungen blieb.Bald darauf lag jeden Monat eine <strong>c't</strong>in meinem Briefkasten. Ich las jede Ausgabevon vorn bis hinten durch und verstandimmer noch nur 10 Prozent. Aber irgendwannwar es soweit, dass ich Kommilitonenüber meine Brille hinweg anschauen konnte,während ich Viren von ihren Platten kratzte.Der Übergang zum Computerversteherwar fließend gewesen: Ich bemerkte ihnselbst erst, als ich mal wieder vor einemfremden Rechner saß und dort nach demRechten sah.Nach einem Jahr bei einer kleinen Computerzeitschriftin Augsburg (Hallo, liebe Ex­Kollegen von der PC-Shopping) saß ich plötzlichim Zug nach Hannover zu einem Bewerbungsgespräch.Aus eigenem Antrieb war dasnicht passiert; <strong>c't</strong>-Autor Volker Weber hattemich genötigt. Herzlichen Dank noch mal.Dass Christian Persson mich einstellte,wundert mich noch heute. ln der Bewerbungsrundehatte mich jeder gefragt, ob ichprogrammieren könne. Die Antwort war mirjedes Mal obernotpeinlich - aber ich kannsbis heute nicht. Am Ende des Bewerbungstagswar ich ein Minderwertigkeitskomplexaufzwei wackligen Beinen.ln den ersten Wochen musste ich erst maldie Scheu ablegen, die Leute anzusprechen,die vorher nur Namen über Artikeln waren.Chefredakteur Detlef Grell musste mir mitNachdruck das "Herr Grell" austreiben. Meinerster Ressortleiter, Jörn Loviscach, hatte ausSpaß an der Freud einen Kunstgenerator geschriebenund wollte dazu ausgerechnetmeine Meinung hören. Andreas Stiller, dermit den Prozessoren flüstert, ignoriertefreundlich den Frosch in meinem Hals. SelbstFernsehstar Georg Schnurer erwies sich alsregulärer Mensch (nicht weitersagen).Als ich bei Harald Bögeholz reinguckte,reparierte der gerade eine Festplatte mit demHex-Editor. ln jedem Raum der Redaktion saßjemand, der eine Dezimalstelle intelligenterzu sein schien als ich. Es konnte nur eine Fragevon Tagen sein, bis mir Christian Perssonmit einem Blick über den Brillenrand erklärenwürde, dass ich leider wohl doch nicht sorecht in die Redaktion passe."Nichts kuriert einenso nachhaltig von derVerehrung seiner Helden,wie plötzlich deren Arbeitaufgehalst zu bekommen.Wie einst der Wandel zum Computerversteherverlief auch meine Integration in die<strong>c't</strong> schleichend. Das geht hier so: Erst fragenKollegen den nicht mehr ganz Neuen umRat, dann bitten sie ihn, bei einem Artikelmitzuschreiben, und schließlich wälzen sieganze Themengebiete auf ihn ab.Nichts kuriert einen so nachhaltig von derVerehrung seiner Helden, wie plötzlich derenArbeit aufgehalst zu bekommen. Nurwenn ich direkt mit Andreas Stiller oderGeorg Schnurer zusa mmenarbeiten darf,hüpft in mir immer noch ein kleiner Groupieauf und ab. Das sind die Leute, die mir seinerzeitdas Fischen beigebracht haben, sowas vergisst man nicht.Vom Thema Viren komme ich bis heutenicht los. Immer mal wieder kommen Verlagsangehörigemit vergurkten Rechnernvorbei, die ich dann von Trojanern befreiendarf. Nach 15 Jahren bei <strong>c't</strong> kann ich zumindestin Anspruch nehmen, dass ichmittlerweile mehr als 1 0 Prozent der Artikelverstehe. Ich schätze, es sind etwa 30. (ghi)Gerald HimmeleinRedakteur <strong>c't</strong>·RedaktionRessortBetriebszugehörigkeitAlterHöheWertungSprachunterstützungEnergieversorgungAudioNideo, Sicherheitseit 1. April 199845 Jahre180 cmPotenzial immer noch nicht ausgeschöpftDeutsch, Englisch, SpanischMinderwertigkeitskomplexe c'l:100<strong>c't</strong> <strong>2013</strong>, Heft <strong>24</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!