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1314. Armut und FamilienWenn die Auswirkungen von Armut auf Familien untersucht werden sollen, so muss zunächstder Begriff von Armut geklärt werden. Welche Konzeption von Armut einer Forschungzugrunde liegt, bestimmt die entsprechenden Resultate entscheidend mit. <strong>De</strong>shalb solleneinleitend einige zentrale Konzepte der neueren Armutsforschung vorgestellt werden (4.1.),bevor die Frage aufgeworfen wird, welche Konsequenzen Armut für Familien hat (4.2.).4.1. Zentrale Konzepte der ArmutsforschungIn der neueren Armutsforschung lassen sich zwei Hauptrichtungen der <strong>De</strong>finition und Messungvon Armut unterscheiden: ein Ressourcenansatz und ein Lebenslagenkonzept.Geht man von einer Ressourcenperspektive aus, wird Armut ausschliesslich als Mangel anEinkommen definiert, wobei der Schwellenwert für Armut variabel ist und letztlich eine normativebzw. politische Entscheidung darstellt. Armut wird übereinstimmend als relativerBegriff verstanden, der sich immer im Vergleich zum Wohlstandsniveau einer historischkonkretenGesellschaft bemisst. In der Regel berechnen einkommensbasierte Studien dieArmutsquoten aufgrund verschiedener Schwellenwerte gleichzeitig und kommen so aufSchätzungen von beträchtlicher Bandbreite. Grenzwerte zur Bestimmung von Armut könneneinerseits relativ zum Durchschnittseinkommen bestimmt werden – eine verbreitete Schwelleist z.B. ein Einkommen von 50 Prozent des Durchschnitts- oder Medianeinkommens –,anderseits aus sozialpolitisch definierten Einkommensgrenzen abgeleitet werden (in derSchweiz z.B. aus derjenigen, die zum Bezug von Ergänzungsleistungen berechtigt).Im Lebenslagenkonzept von Armut liegt der Fokus nicht allein beim Einkommensmangel derBetroffenen. In Anlehnung an die neuere Ungleichheitsforschung, die zwischen «objektiver»Lebenslage und «subjektiver» Verarbeitung der sozialen Lage differenziert (vgl. u.a.Berger/Hradil 1990), wird Armut als komplexe Verschränkung von ökonomischen, sozialenund kulturellen Faktoren verstanden: als "Zustand stark eingeschränkter Interessenverwirklichung"(Hanesch et al.1994, 276). <strong>De</strong>r Begriff der Lebenslage lässt sich alsBündel von objektiv gegebenen und subjektiv wahrgenommenen Handlungsspielräumenbeschreiben mit den Dimensionen Versorgungs-/Einkommensspielraum, Kontakt-/Kooperationsspielraum, Lern-/Erfahrungsspielraum, Musse-/Regenerationsspielraum sowieDispositions-/Partizipationsspielraum (Lompe et al. 1987, Döring et al. 1990). 48 Die materielleDimension – das ungenügende Einkommen bzw. die «Einkommensschwäche» – ist indieser Sicht eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Armut. Als arm im engerenSinn werden Personen bezeichnet, die zusätzlich zur Einkommensschwäche von Unterversorgungin ein oder mehreren der genannten Handlungsspielräume oder Lebensbe-48 Welche Lebensumstände genau unter die genannten Handlungsspielräume gefasst werden, varriertzwischen den einzelnen empirischen Studien.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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