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150Vielfach wird bemerkt, arme Kinder würden sozial isoliert, wenn sie bezüglich Kleidung nichtmit ihren bessergestellten Kolleginnen und Kollegen mithalten oder sich nicht an den schulischenund Freizeitaktivitäten beteiligen könnten. Die Stigmatisierung armer Kinder als Folgeeingeschränkter Konsummöglichkeiten wird in praktisch allen Studien erwähnt. Ob diestatsächlich auch dazu führt, dass diese Kinder deswegen überdurchschnittlich oft sozialisoliert sind, wird in der Regel nicht empirisch belegt. Nur bei Napp-Peters (1985, 94) wirddie soziale Isolation von Kindern armer Alleinerziehender angesprochen: demnach hat fastdie Hälfte der Kinder dieser Elterngruppe keine oder nur sehr wenige Freunde. Vergleichszahlenfür die Kinder nicht-armer Alleinerziehender werden keine genannt; Napp-Petershält nur fest, dass diese Kinder am wenigsten Freunde haben. In einer amerikanischenUntersuchung zur psychosozialen Entwicklung von Kindern wurde festgestellt, dass Kinderaus dauerhaft armen Familien bei ihren Schulkolleginnen und -kollegen weniger beliebt warenals Kinder aus nicht-armen Familien (Bolger et al. 1995, 1119).(b)<strong>De</strong>vianzArmut wird in der öffentlichen Diskussion oft in Verbindung gebracht mit <strong>De</strong>vianz, insbesonderemit Kriminalität. Dies sowohl auf der Makro- wie der Mikroebene: in einer gesellschaftlichenPerspektive wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen (wachsender) Armut und(Zunahme von) Kriminalität. Auf der Mikroebene wird vermutet, dass arme Individuen alsFolge ihrer materiellen <strong>De</strong>privation zu deviantem Verhalten neigen und dass die Wahrscheinlichkeitvon <strong>De</strong>vianz bei Kindern aus armen Familien höher sei als bei materiell bessergestelltenFamilien.MakroebeneEine vergleichende Analyse von 34 Forschungen zu den makrosozialen Zusammenhängenzwischen Armut und Kriminalität bestätigt im wesentlichen die These, dass Armut und EinkommensungleichheitUrsachen für gewalttätige Verbrechen sind (Hsieh/Pugh 1993). Einemögliche Erklärung ist, dass Armut zu Frustration führt und Frustration wiederum zu diffuserFeindseligkeit und Aggression, was sich dann in Gewaltverbrechen wie Totschlag undtätlichen Angriffen äussert. Eine alternative These besagt, dass sich in städtischen Armutsghettoseine Subkultur der Gewalt herausbildet, der Zusammenhang also auf gesellschaftlichenFaktoren beruht. 87MikroebeneStudien, die auf der Mikroebene einen direkten Zusammenhang zwischen Aufwachsen inarmen Familien und Kriminalität untersuchen, sind selten. Die Forschungen von Farrington(1995) zum Zusammenhang zwischen kindlicher Aggressivität und späterer Gewalttätigkeit87 Hsieh/Pugh (1993) finden unterschiedlich starke Korrelationen für Armut bzw. Einkommensungleichheit undbestimmten Verbrechen. Armut korreliert stärker mit Totschlag und Angriffen auf Personen als mitRaubüberfällen und Vergewaltigung.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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