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151liefern jedoch einige Hinweise. In einer Längsschnittstudie wurde eine Stichprobe von 400Jungen aus einem Londoner Arbeiterviertel vom Alter von acht Jahren bis zum Alter von 32Jahren verfolgt. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurde mittels kombinierter Erhebungenuntersucht, ob auffallend aggressives Verhalten als Kind auch gewalttätiges Verhalten (bishin zu Gewaltverbrechen) im Jugend- und Erwachsenenalter voraussagt und welcheFaktoren dazu beitragen. Armut als Kind (bzw. «geringes Familieneinkommen») war einsignifikanter Prädikator für Gewalt als Teenager und Verurteilung wegen Gewalttaten.Schlechte Wohnverhältnisse und geringer sozialer Status der Eltern korrelieren ebenfalls mitGewalt als Teenager bzw. Verurteilungen wegen Gewalt. Von den sechs wichtigstenKindheitsprädiktoren für Aggression und Gewalt (ebd., 36) lassen sich neben der ökonomischenBenachteiligung zwei bis drei weitere indirekt mit Armut in Verbindung bringen:Schulversagen (vgl. 4.2.3.), Hyperaktivität und antisoziales Verhalten, die unter dem Begriff«externalisierendes Verhalten» weiter oben als Folge von Armut identifiziert wurden (vgl.4.2.2.1.).Farrington's Studie bezieht zwar den familiären Hintergrund mit ein, kann aber keine Aussagenzu den innerfamilialen Prozessen in armen Familien machen, die zu deviantem Verhaltenführen könnten. Walper (1988) hat in ihrer Untersuchung zu familiären Interaktionen indeprivierten Familien zwar nicht direkt <strong>De</strong>vianz, aber die Bereitschaft dazu – die«Transgressionsbereitschaft» – analysiert. 88 Erhöhte Transgressionsbereitschaft wurde nurbei armen Jugendlichen aus Familien mit gleichzeitig niedrigem Bildungsniveau beobachtet.Da auch die Befunde zu kontranormativen Orientierungen mit der Bildung der Elternzusammenhängen, schliesst die Autorin, dass die Bereitschaft zu <strong>De</strong>vianz vor allem dannsteigt, wenn die aktuelle Belastung (Armut) die chronische soziale Benachteiligung derFamilien (durch niedrige sozioökonomische Ressourcen) zusätzlich akzentuiert (ebd., 259).Teenagerschwangerschaft 89In der amerikanischen Literatur wird das Thema der unehelichen Teenagerschwangerschaftenbreit diskutiert: zum einen als Folge von Armut, zum anderen als Ursache für Armutbzw. als Faktor, der Armut intergenerationell transferiert. Die Diskussion steht in der Regelim Zusammenhang mit der Frage nach den nicht-intendierten negativen Folgen vonSozialhilfebezug, d.h. ob die Existenz von (grosszügiger) Sozialhilfe «deviantes» 90 Verhaltenwie eben uneheliche Schwangerschaften von Teenagern fördert. Dabei sind zwei Entscheidungender jungen Frauen analytisch auseinanderzuhalten: erstens der Entscheid, eineSchwangerschaft auszutragen oder abzubrechen, und zweitens im Falle einer Geburt, danachSozialhilfe zu beziehen oder nicht. King et al. (1992) fanden, dass junge Frauen in gün-88 Die Jugendlichen wurden gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, etwas zu stehlen, sich nicht an Regeln undGesetze zu halten und Lust hätten, etwas Verbotenes zu tun (ebd., 212).89 Die Problematik der Teenagerschwangerschaften wird in den USA seit langem breit thematisiert und zwarmeist im Zusammenhang mit der Unehelichkeit der Kinder (sog. «out-of-wedlock»- Geburten) und Fragenethnischer Unterschiede (schwarze, unverheiratete Teenagermütter sind stark übervertreten). Es ist in aller<strong>De</strong>utlichkeit darauf hinzuweisen, dass die Relevanz dieses Themas stark USA-spezifisch ist. In der Schweizgibt es keine Untersuchungen in diesem Feld, da entsprechende Fälle äusserst selten sind.90 Hier nicht im kriminalisierenden Sinn, sondern als «von der Norm abweichend» im eigentlichen Wortsinnbenutzt.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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