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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 626. Schulerfolg hängt ab von ausreichenden Ruhe- und Erholungsphasen für die Kinder. Erwerbslosigkeitkann den Lebensrhythmus einer Familie aus dem eingespielten Gleichmass bringen, kann Unruhe,übermässigen Alkoholgenuss, bis in die Nächte sich erstreckenden TV-Konsum u.ä. mit sich bringen.Die Qualität der Reproduktionsmöglichkeiten für die Kinder kann dadurch in gefährlicher Weiseeingeschränkt werden.(aus Zenke 1991, 74f, leicht modifiziert)Lebens-/Entwicklungsperspektive (Plazierungsfunktion)Die möglichen Beeinträchtigungen der Entwicklungsprozesse und -perspektiven für Kindererwerbsloser Eltern beginnen u.U. schon sehr früh: Spieker (1985) weist darauf hin, dass inder einschlägigen Forschung die Situation von Kleinkindern, mit welchen eine verbale Auseinandersetzungüber die durch die Erwerbslosigkeit veränderte Familiensituation noch nichtmöglich ist, meist unbeachtet bleibt. Ihrer Meinung nach spüren jedoch auch Kinder diesesAlters bereits die emotionalen Spannungen und interpretieren diese als gegen sich gerichtet.Die daraus resultierenden Schuldgefühle wirken sich hemmend auf die Entwicklung desKleinkindes aus, was sich in der Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten zeigt (Bettnässen,übermässiges Nuckeln und Nägelkauen). Ähnlich sei die Lage auch für «überbehütete»Kinder, die für die erwerbslosen Eltern einen Ersatz für verlorengegangene Kontakte, fürIdentität und Zuwendung leisten müssten.Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch eine nationale Studie über Vorschulkinder inGrossbritannien von Chinnock et al. (1984, zitiert in <strong>De</strong>w et al. 1991, 529). Darin wird berichtet,dass 2-jährige Kinder von Erwerbslosen in einem Entwicklungsstufentest signifikantweniger gut abschnitten als Kinder der Vergleichsgruppe. Bei einjährigen Kindern wurdedieser Effekt noch nicht festgestellt.Diese Befunde sind hier zwar nur bedingt relevant, sie zeigen aber immerhin, dass sichfamiliäre Spannungen (z.B. durch Erwerbslosigkeit bedingt) in allen Lebensalter nachteiligauf die persönliche Entwicklung auszuwirken vermögen. Aus diesem Grund ist es evident,dass die Entwicklungs- und Lebensperspektiven in ihren natürlichen Prozessen der individuellenLerngeschichte durch kritische Lebensereignisse gefährdet oder gehemmt werdenkönnen.In der oft zitierten und grossangelegten Längsschnittstudie von Elder (1974) 27 zeigte sich,dass die Folgen väterlicher Erwerbslosigkeit bei den Kindern z.T. noch nach über dreissigJahren nachzuweisen waren. Diese Folgen waren allerdings abhängig sowohl vom Geschlechtwie auch vom Alter der betroffenen Kinder: Bei Jugendlichen führte die Erfahrungväterlicher Erwerbslosigkeit zu einer frühzeitigen Übernahme familiärer Verantwortung undeiner Beschleunigung des Erwachsenwerdens im Sinne klassischer Geschlechtsrollenstereotypen.Die jüngeren Kinder wurden dagegen stärker durch die Veränderungen des innerfamiliärenKlimas beeinflusst. Sie zeigten auch Jahre später geringere Zukunftserwartungen27 Die Daten in dieser Studie beziehen sich auf die Langzeitfolgen bei Personen, welche als Kinder zur Zeit derWeltwirtschaftskrise mit elterlicher Erwerbslosigkeit konfrontiert wurden. Die Befunde können daher nichtunbedingt auf die heutige Situation übertragen werden.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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