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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 19Komarovsky (1940) primär der Frage ob und in welcher Weise die elterliche, v.a. die väterlicheAutorität durch den Verlust der Ernährerrolle in den Familien zusammenbricht. Diesevermutete Folgeerscheinung des Verlustes wirtschaftlicher Macht fand Komarovsky (1940)jedoch nur in einem kleinen Teil der Familien bestätigt. Schon damals wurde allerdings versucht,Bedingungsvariablen herauszuarbeiten, welche die heterogenen Resultate erklärensollten: Komarovsky (1940) begründete ihr Prozessparadigma 10 (siehe dazu Abschnitt3.3.2.1. «Auswirkungen auf den Lebenspartner»). Gleichwohl wurden auch alarmierende,weitgehend homogene Auswirkungen familiärer Erwerbslosigkeit gefunden, wie z.B. dieTendenz zur sozialen Isolation der betroffenen Familien.<strong>De</strong>r zweite wichtige Forschungsstrang dieser Epoche stellte sich die Frage nach den Auswirkungenauf die gesellschaftlich-politische Orientierung der Betroffenen (z.B. Bakke 1940).Obwohl eine gravierende Radikalisierung der politischen Einstellungen erwartet wurde,stellte sich auch diese «Befürchtung» aufgrund der Befunde als weitgehend unbegründetheraus.Was die Forschungstypen (methodische Herangehensweisen) angeht, ist festzuhalten, dasses sich durchgehend um Fallstudien handelt, in welchen einerseits versucht wurde,Verlaufsformen der Anpassung an die Situation der Erwerbslosigkeit zu entdecken, oderaber unterschiedliche Adaptations- und Bewältigungstypen empirisch zu unterscheiden. EinBeispiel für letzteres ist die in der Zwischenzeit fast zur Legende gewordene Marienthalstudievon Jahoda et al. (1933), eine der wenigen zeitgenössischen Arbeiten im deutschsprachigenRaum. Diese Arbeit ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist esbisher die einzige Studie, welche eine ganze Gemeinde untersucht, welche durch eine Fabrikschliessungvon einer flächendeckenden Erwerbslosigkeit betroffen wurde. Diese speziellensozioökologischen Bedingungen führten zweitens aber auch zu einem methodischenVorgehen, welches seither kaum mehr in dieser Konsequenz angewendet wurde. Die Forschungsgruppebetrieb eine äusserst aufwendige Aktionsforschung, d.h. dass die zahlreichenMitarbeiterInnen von Jahoda et al. (1933) die betroffene Bevölkerung nicht nur bis ins<strong>De</strong>tail und auf den verschiedensten Ebenen beobachteten, sondern für die Dauer des Projektsauch unter ihnen lebten und an ihrem Alltag teilnahmen, sowie in gemeinsamer Arbeitzahlreiche Selbsthilfeprojekte aufbauten und alle aktiven Bewältigungsversuche nach Möglichkeitunterstützten. Zahlreiche spätere AutorInnen weisen auf die wegweisende (v.a. auchethische) Qualität dieser Forschung hin, ein vergleichbarer Aufwand wurde jedoch, wieerwähnt, nie mehr angestrengt.Im Hinblick auf die Wirkung elterlicher Erwerbslosigkeit auf die Kinder in diesen Familienschreiben Hornstein/Lüders (1987, 600) zusammenfassend, die Studien aus der Zeit der«great depression» hätten zwar die Familie als Ganzes, als soziales System im Auge gehabt,doch "die Frage, was die durch Arbeitslosigkeit bewirkten Veränderungen in diesemSystem für die Familie als 'Lebenswelt' für Kinder und für deren 'Sozialisation' bedeuten, wirdzwar ansatzweise immer wieder erörtert, aber sie steht nicht im Zentrum dieser Forschung."10 Dieses besagt, dass die eheliche Qualität vor dem Eintritt der Erwerbslosigkeit bestimmt, welche Auswirkungenletztere auf die Partnerschaft hat.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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