12.07.2015 Aufrufe

De - BASS

De - BASS

De - BASS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

133Vordergrund (vgl. Buhr 1995, Leibfried et al. 1995, Zwick 1994). 51 Gefragt wird nach derDauer von Armutsphasen und nach <strong>De</strong>utungs- und Bewältigungsmustern der Betroffenen.Methodisch zeichnet sich die dynamische Armutsforschung insbesondere durch denWechsel von Querschnitts- zu Längsschnittanalysen aus. Entsprechende Studien habenzeigen können, dass Armut und Sozialhilfebezug häufig nur vorübergehende Phasen imLebenslauf sind und nur ein relativ kleiner Teil der Armutsbetroffenen langfristig arm bleibt("Verzeitlichung" von Armut, Leisering 1995, 68). 52 Die Dauer von Armut lässt sich zudemnicht eindeutig bestimmten sozialen Gruppen zuordnen; es finden sich in allen üblicherweiseals «Problemgruppen» apostrophierten soziodemographischen Gruppen kurz- und langfristigBetroffene (Leibfried et al. 1995, 106). Die Kritik an den Befunden der dynamischenArmutsforschung hebt vor allem hervor, dass eine Ablösung von Sozialhilfe oder dasÜberschreiten einer vordefinierten Armutsgrenze nicht zwingend bedeute, dass die Betreffendendanach materiell wesentlich besser dastünden (u.a. Busch-Geertsema/Ruhstrat1991).Die Frage nach der Dauer von Armutsbetroffenheit wirft eine Reihe von methodischen Problemenbezüglich deren Messung auf. Grundsätzlich kann entweder die Dauer einzelnerArmutsphasen betrachtet werden oder mehrere Episoden zu einer Gesamtdauer von Armutim Lebenslauf zusammengefasst werden (Buhr 1995, 44). Je nach gewähltem Konzept erhältman unterschiedliche Resultate über die Verbreitung von Kurz- oder Langzeitarmut,wobei bis anhin allerdings noch keine theoretisch fundierten Abgrenzungen zwischen KurzundLangzeitarmut vorliegen. Die Unterscheidung zwischen Verlaufstypen ist jedoch vorallem für die Frage nach den Effekten von Armut wichtig: hat langfristige Armut schwerwiegendereKonsequenzen als kurzfristige, und wann «kippt» kurzfristige Armut mit möglicherweisewenig gravierenden Folgen in langfristige um? 53 Biographisch orientierte Forschungenverweisen zudem darauf, dass die Folgen von Armut nicht allein aus der Dauer abgeleitetwerden können, sondern "subjektive Zeitstrukturen" (Buhr 1995) für die Verarbeitung dieserErfahrung ausschlaggebend sind.51 Eine solche dynamische Forschungsperspektive kam in den USA bereits in den 70er und 80er Jahren auf,hat in <strong>De</strong>utschland gegen Ende der 80er Jahre Einzug gehalten (Leibfried et al. 1995), ist in der Schweizhingegen noch kaum rezipiert worden. Eine Ausnahme bilden die St.Galler Untersuchung vonFüglistaler/Hohl (1992) und in gewissen Punkten die Lausanner Armutsstudie (Cunha et al. 1995). Letzterebetrachtet zwar Armut ebenfalls als Prozess, der durch gewisse Ereignisse im Bereich der Erwerbsarbeitoder im familiären Bereich ausgelöst wird und durch destabilisierende und/oder schützende Faktoren aufindividueller und struktureller Ebene beeinflusst wird (ebd. 170). Im qualitativ-empirischen Teil vermittelt sieaber tendenziell den Eindruck eines unumkehrbaren Ausschlussprozesses.52 Gleichzeitig hat aber eine "soziale Entgrenzung" (Leisering 1995, 71) stattgefunden: Armut ist nicht mehrbeschränkt auf eine traditionelle, dauerhaft deprivierte Randschicht der Gesellschaft, sondern reicht alsvorübergehende Phase bzw. latentes Risiko bis in mittlere Schichten hinein.53 In amerikanischen Studien wurden mittlerweile sehr viel komplexere Verlaufstypen von Armut entwickelt, diegleichzeitig Dauer und Kontinuität/Diskontinuität berücksichtigen (vgl. Beispiele bei Buhr 1995, 49f.). Ähnlichwie die komplexen Lebenslagenkonzepte zur Messung von Armut werden aber auch die differenzierterenDauermasse in empirischen Studien mit Armut als unabhängiger Variablen kaum benutzt. Hier wird allenfallszwischen «current» versus «persistent poverty» unterschieden (z.B. Duncan et al. 1994).B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!