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143und auch beim Ausmass der negativen Auswirkungen auf die Jugendlichen fanden sichkeine signifikanten Geschlechtsunterschiede. 71Eine deutsche Studie fand hingegen, dass zwar beide Elternteile durch ökonomische <strong>De</strong>privationungefähr gleich stark belastet werden, dass sich diese Belastung aber unterschiedlichauf die Beziehung zu den Kindern auswirkt. <strong>De</strong>mnach wurde die Mutter-Kind-Interaktionstärker beeinträchtigt als die Vater-Kind-Interaktion (Walper 1988, 176). Die Mütterder armen Familien gaben geringere Unterstützung ihrer Kinder und vermehrt restriktiv-bestrafendesVerhalten an; bei den Vätern liess sich kein Zusammenhang mit Einkommensverlustenfeststellen. Die Zunahme an restriktivem Erziehungsverhalten betrifft jedoch nur dieMütter und Väter mit niedriger Bildung (ebd., 178). Interessante Unterschiede finden sich bezüglichder Erwerbstätigkeit der Mütter. Während sie sich in den Familien mit höhererBildung positiv auf die Familienintegration auswirkt und insbesondere von den Vätern alsbelastungsmindernd empfunden wird, hat die Erwerbstätigkeit der Mütter bei niedrigeremBildungsniveau einen negativen Einfluss auf Familienintegration und unterstützendesVerhalten gegenüber den Kindern (ebd., 180f.). Offensichtlich ist das Selbstbild als«Familienernährer» bei Männern mit niedrigerer Bildung noch tiefer verankert als bei denjenigenmit höherer Bildung. Auf eine nach wie vor traditionelle Rollenverteilung innerhalb deruntersuchten Familien weist auch der Befund hin, dass die Zunahme des Einflusses derMutter mit einer Abnahme der Familienintegration einhergeht (ebd., 184). 72 Allerdings kommtWalper zum Schluss, dass negative Folgen für die Jugendlichen in diesen Familien nur zumTeil auf die veränderte Familiendynamik zurückgehen. Die erhöhte Neigung zuSelbstabwertung der deprivierten Jugendlichen ist eher als direkter Effekt der Armut zu betrachten(ebd., 255). Walper findet keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bezüglichSelbstabwertung und der Bereitschaft zu normverletzendem Verhalten, wohl jedoch hinsichtlichder stärker kontranormativen Orientierungen in den armen Familien. Bei den Jungenist die Abwertung der normativen Struktur eine direkte Reaktion auf die materielle <strong>De</strong>privationder Familien, bei den Mädchen wird sie nicht durch die materiellen Umstände, sonderndurch die Qualität der familiären Beziehungen beeinflusst (ebd., 263).Was sind die Ursachen für die in den meisten Studien reportierten Konflikte zwischen denEltern? Als direkte Gründe werden einerseits die individuellen Belastungsreaktionen beiderElternteile genannt: Irritierbarkeit, depressive Verstimmungen/<strong>De</strong>pressionen, Nervosität,Verlust von Selbstwertgefühl etc. Anderseits bewirken finanzielle Probleme direkte Konflikteum knappe Ressourcen und damit Belastungen des Familiensystems. Als ein wichtigerStressfaktor gelten in der Literatur die veränderten Rollenbeziehungen: der Statusverlust desMannes, der die «Ernährerrolle» nicht (mehr) erfüllen kann und der Einflussgewinn der Frau,die u.U. durch vermehrte Haushaltsproduktion oder durch ihre (neuaufgenommene)Erwerbstätigkeit einen grösseren Anteil an der materiellen Sicherung der Familien hat (vgl.Überblick in Walper 1988). Entsprechende Theorien zur Veränderung intrafamiliärer71 Wobei allerdings die Mädchen stärker mit internalisierendem, die Jungen mit externalisierendem Verhaltenreagierten.72 Zu den Resultaten bezüglich Familienintegration ist allerdings kritisch anzumerken, dass der Indikator fürFamilienintegration (ebenso wie ein Teil der übrigen Variablen) aus unerfindlichen Gründen aufunterschiedlichen Items für Mütter und Väter beruht. Die verschiedenen Frageformulierungen undItemkonstruktionen für Mütter und Väter werden von Walper in keiner Weise problematisiert oder erklärt.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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