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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 76und die sonst üblichen Kontakte verringert haben. Ein Solidaritätsbewusstsein mit anderenerwerbslosen Personen konnte nicht ausgemacht werden. Im Gegenteil scheint gerade inWohnquartieren mit sehr hohen Erwerbslosenquoten eher ein Konkurrenzkampf stattzufinden33 . <strong>De</strong>mgegenüber wurde eine verstärkte Hinwendung der erwerbslosen Männer auf dieFamilie registriert, welche also zum primären Bezugssystem wurde. Die Familie wurde voneiner Mehrheit der Betroffenen als starker Rückhalt in der schwierigen Situation empfunden.Insbesondere schreiben 63 Prozent der Väter ihren Kindern einen diesbezüglich hohenStellenwert zu. Auf die Frage, "was im Vergleich zu früher häufiger getan wird, werden diefolgenden - naheliegenden - Antworten gegeben: 'Sich mehr mit der Familie beschäftigen'(76 Prozent), 'Hausarbeit machen' (64 Prozent), 'Spazieren gehen' (59 Prozent) und'Fernsehen' (55 Prozent). Explizit seltener wird hingegen in die Gaststätte, Kneipe oderDisco gegangen (35 Prozent), Sport getrieben (21 Prozent), das Theater oder Kino besucht(19 Prozent) und Besuche empfangen (18 Prozent). Die Konzentration auf Aktivitäten imBereich der Familie ist überdeutlich. Hieraus erwachsen Konfliktpotentiale und Belastungen,weil sich die 'neuen' Aktivitätsfelder der arbeitslosen Väter nicht reibungslos in denroutinisierten Alltag der Familie einpassen lassen, der vor der Arbeitslosigkeit überwiegendohne Vater stattfand" (Hess et al. 1991, 186).Selbstverständlich sind diese Veränderungen unter anderem auch von den vorhandenen finanziellenRessourcen abhängig und sind unter ökonomisch stark deprivierten Familien besondershäufig und ausgeprägt. Bereits Jahoda et al. (1933) stellten fest, dass sich Familiendiese nach aussen gerichteten Tätigkeiten schlicht nicht mehr leisten konnten. Sie nahmenEinladungen nicht mehr an, weil sie sich dafür schämten, sich nicht revanchieren zu können.Trotzdem deuten die hohen Zahlen der sozial isolierten Familien in neueren Studien daraufhin, dass die finanzielle Knappheit nicht ausschlaggebend sein muss. Andere Faktoren wiedie Ursachenzuschreibung (Attribution) und - allgemeiner - der persönliche Verarbeitungsstilder Betroffenen scheinen hier ebenso wichtig zu sein.Die dargestellten beträchtlichen Verschiebungen in der Orientierung an Aussenkontaktenfanden sich in zwei Untersuchungen über erwerbslose ManagerInnen nicht bestätigt. DieAussenkontakte wurden aufrechterhalten, und zwar sowohl die der direkt Betroffenen wieauch diejenigen ihrer PartnerInnen. Dies scheint zu einem grossen Anteil damit zusammenzuhängen,dass sich die Selbstsicht der ManagerInnen (Berufsorientierung, familiäre Rollenetc.) während der Erwerbslosigkeit kaum veränderte. Die Erwerbslosen blieben kaumzuhause und veränderten ihren Tagesablauf nur unwesentlich. Die Betroffenen identifiziertensich unverändert mit ihrer Karriere. Ihre Arbeit war jetzt die Stellensuche und das Beziehungsnetz(Mentortreffen, Kongresse etc.) wurde eher noch verstärkt gepflegt um durchdiese Kontakte möglichst schnell wieder einen Job zu finden. Auch die PartnerInnen pflegtenihre sozialen Kontakte weiterhin. In den allermeisten Fällen dieser Familien wurdenstrukturelle Gründe für den Stellenverlust angegeben (71 Prozent, Stevens 1991), was durchdie fehlende Schuldzuweisung offenbar den subjektiv wahrgenommenen Belastungen,welche bei Arbeiterfamilien vorherrschen, erfolgreich entgegenzuwirken vermag (vgl. Hartley33 Vgl. hierzu u.a. auch Strittmatter (1992, 166ff).B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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