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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 83Die Angestelltenfrauen (white-collar wives) verzeichneten demgegenüber einen signifikantenRückgang der Angstsymptome zum dritten Erhebungszeitpunkt.Allerdings war weder bei Arbeiter- noch bei Angestelltenfrauen eine Verminderung derSymptomatologie festzustellen, wenn ihr Mann zum dritten Zeitpunkt wieder eine Erwerbsstellegefunden hatte. Offenbar führt die Arbeitsaufnahme als erneute Umstellung der famialenOrganisation wiederum zu Distress 38 , nachdem sich die Familien nach etwa sechsMonaten an die Erwerbslosensituation (konstruktiv oder resignativ) adaptiert hatten. Einesolche Stabilisierung des affektiven Wohlbefindens fanden jedenfalls Warr et al. (1988, zitiertin Huser Liem/Liem 1990) in ihrer Untersuchung.Liem/Liem (1988) schreiben die zeitlich verschobenen Effekte bei den Partnerinnen erwerbsloserMänner dem ebenfalls verschlechterten psychischen Befinden der Ehemännerzu, sowie den sich unter den gegebenen Umständen verändernden Rollenausprägungeninnerhalb dieser Familien.Prospektive Studien (Grayson 1985, <strong>De</strong>w/Bromet/Schulberg 1987, Penkower/Bromet/<strong>De</strong>w1988) kommen zu ganz ähnlichen Ergebnismustern mit derselben charakteristischen zeitlichenVerzögerung der Reaktionen auf die eintretende männliche Erwerbslosigkeit. <strong>De</strong>w et al.(1991) fanden in ihren über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren periodisch erhobenenDaten (ab zweieinhalb Jahren vor bis zwei Jahre nach den Entlassungen) stark ansteigendeSymptomhäufigkeiten bei der Versuchsgruppe. Die Kontrollgruppe zeigte keine solchenEffekte 39 . Diese Forschungsgruppe identifizierte auch die relevanten Mediator- undModeratorvariablen in diesem Zusammenhang und zeigte empirisch, dass die Erwerbslosigkeitdes Mannes erst indirekt über den selbst erfahrenen Stress auf das Befinden derFrauen wirkte. Mit andern Worten: Zuerst führte der Stellenverlust bei den direkt betroffenenMännern zu einem Anstieg der Symptomatologie, was wiederum zu einer Verschlechterungdes psychischen Befindens bei den Ehefrauen führte. Zudem wurden drei moderierendeRisikofaktoren entdeckt, welche bereits vor dem Stellenverlust die Vulnerabilität (Anfälligkeit)auf den Stressor Erwerbslosigkeit zuverlässig vorauszusagen vermögen:• Familiärer psychiatrischer Hintergrund,• bereits vor der Erwerbslosigkeit vorhandene finanzielle Schwierigkeiten und• wenig soziale Unterstützung durch Verwandte.Diese Faktoren wurden auch von anderen Studien bestätigt (z.B. Liem/Liem 1988). Obwohlin den referierten Studien etwa ein Drittel der betroffenen Frauen zum Zeitpunkt der Datenerhebungselbst erwerbstätig waren, zeigten sich überraschenderweise keine Unterschiedein ihren Reaktionen auf die männliche Erwerbslosigkeit. Die einzige Studie, welche sich derFrage der potentiellen Abpufferung der Auswirkungen durch die Erwerbstätigkeit der Frauen38 In der psychologischen Terminologie der Stressforschung gibt es die Unterscheidung zwischen "Eustress"und "Distress". <strong>De</strong>r erste Begriff bezeichnet Stress mit vorab positiven, der zweite Stress mit klar negativenAuswirkungen. In dieser Arbeit wird vereinfachend der Begriff "Stress" verwendet, da es sich in unseremZusammenhang immer um Di-stress handelt.39 Auch diese Studie ist besonders wertvoll, da sich die Daten quasi zufällig im Rahmen einer zu einem anderenZweck durchgeführten Studie ergaben, was die in der sozialempirischen Forschung oft angebrachteKritik der theoriegeleiteten Forschungsmethodik hier mit Sicherheit unangebracht erscheinen lässt.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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