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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 56eine Partnerschaft einwirkt und auch zu konfliktuösen Verarbeitungsmustern führt, sichebenfalls in der Qualität der sexuellen Beziehung äussert. Die sexuellen Interaktionen reagierenbekanntermassen sogar besonders sensibel auf jegliche Form von (v.a. auch unterschwelligen,d.h. nicht ausgehandelten) Partnerkonflikten. Die entsprechende Literatur wurdejedoch nicht explizit gesichtet.Wiederum ist es Komarovsky (1940), welche sich im Zusammenhang mit Erwerbslosigkeitals erste explizit mit dieser Thematik beschäftigt hat. Von den 38 (der total 59 befragten)Familien, welche sich in dieser Hinsicht äusserten, berichteten 16 keine festgestellten Veränderungenin ihren sexuellen Aktivitäten. Die übrigen 22 Paare konstatierten übereinstimmendeine Verminderung oder Verschlechterung ihrer sexuellen Interaktionen, wobei achtPaare keinen Zusammenhang zu der Erwerbslosigkeit des Mannes herstellten. VierzehnPaare schliesslich sahen die Ursache im Umfeld des Erwerbsstatus. Elf davon betonten dieAngst vor einer Schwangerschaft und der damit verbundenen finanziellen Mehrbelastung.Zwei Frauen machten den mangelnden Respekt für den erwerbslosen Mann für die ausbleibendenKontakte verantwortlich - sie «verweigerten» sich. Komarovsky's These des Autoritäts-und Machtverlustes des Mannes im Falle der Erwerbslosigkeit scheint also bloss füreine kleine Minderheit zuzutreffen.In einer sehr differenzierten Studie von Bleich/Witte (1992) fanden die AutorInnen, dass sichUnzufriedenheiten mit dem Sexualleben parallel zu den wahrgenommenen Belastungen inder Partnerschaft (Streit und Vorwürfe wegen der Erwerbslosigkeit) ergaben. Zudem warenerwerbslose Männer mit nichtberufstätigen Frauen eher unzufrieden und hatten diesenEindruck auch eher von ihren Frauen. Durch eine kanonische Korrelationsanalyse wird indieser Studie auch ein weites Beziehungsgefüge verschiedenster Variablen deutlich:<strong>De</strong>mnach sind "Rollen- und Machtstrukturen desto eher unklar (...), je weniger sich der Manndurch seine Kontakte im Freundes- und Bekanntenkreis unterstützt sieht, je stärker sich fürihn die Zeitstruktur aufgelöst hat und Orientierungspunkte fehlen, je stärker die eigeneIdentität des Mannes mit der Arbeit verknüpft ist, je eher der Erwerbslose die Ursachen fürseine Erwerbslosigkeit in der eigenen Person sieht und auch je höher die Anzahl der Kinderist. Es kommt aus der Sicht des Mannes zum Aufbrechen von Problemen in der Beziehungund die Beziehung verschlechtert sich. In dieser Situation bezeichnet der Mann seinePartnerschaft eher als unglücklich und gibt die sexuelle Zufriedenheit als eher gering an."(Bleich/Witte 1992, 738).Schindler/Wetzels (1990) bestätigen diesen Befund in ihrer qualitativen Interview-Fallstudiemit 17 Ehepaaren (beide Partner wurden von je gleichgeschlechtlichen InterviewerInnen befragt).Einige Paare berichteten dort von der "Entwicklung neuartiger Probleme in ihrer sexuellenBeziehung im Verlaufe der Erwerbslosigkeit, bei anderen verschärften sich bereitsvorher existierende Probleme" (Schindler/Wetzels 1990, 57). Alle Männer gaben für dieZeitspanne ihrer Erwerbslosigkeit ein erhöhtes Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung undUnterstützung an. Die Ehefrauen schienen sich jedoch tendenziell eher zu distanzieren. Mitzunehmenden Selbstzweifeln fühlten sich die Männer nicht länger berechtigt, emotionale undsexuelle Bedürfnisse zu haben, was in manchen Fällen gar die Existenz der Beziehungeninsgesamt in Frage stellte. Die Männer fühlten sich "durch die Zurückweisung der Ehefrauengekränkt und verunsichert" (ebd., 58). Die Frauen sahen ihr Verhalten im engen Zu-B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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