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164deutlich unzufriedener mit ihrer Gesundheit als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung;dies gilt auch für Personen, die in zwei oder mehr Bereichen unterversorgt sind (ebd., 171).Unterschiede im Gesundheitszustand von Armen nach Zivilstand zeigten sich in einer GenferUntersuchung (Clerc/<strong>De</strong>jean 1996). Analysiert wurden gesundheitliche Beeinträchtigungeneiner Stichprobe von 363 Sozialhilfebeziehenden, in deren Dossiers Gesundheitsproblemevermerkt waren. Methodisch basiert die Studie auf den Angaben der Sozialarbeiterinnen undSozialarbeiter, die einen Fragebogen über die betreffenden Klientinnen und Klientenausfüllten; die Angaben wurden also auf indirektem Weg gewonnen und sind zumindest inden Fällen, in denen sie nicht auf medizinischen Diagnosen beruhen, wohl nicht sehrzuverlässig. Aufgeschlüsselt nach Haushaltsstruktur werden sowohl bei Alleinerziehendenwie bei Paaren mit Kindern seltener Gesundheitsbeschwerden registriert als beiAlleinstehenden. 104 Die weiteren Daten werden nicht mehr nach Familienstruktur, sondernnur noch nach Zivilstand ausgewertet. Verheiratete sowie Getrenntlebende/Geschiedeneleiden weder häufiger noch seltener als der Durchschnitt an physischen oder psychischenBeschwerden. Dagegen wird für Verheiratete deutlich unterdurchschnittlich oft und für Getrennte/Geschiedeneüberdurchschnittlich häufig «auffälliges Benehmen» (z.B. Alkoholismus,Sucht, Gewalttätigkeit o.ä.) protokolliert. Die Verheirateten sind zudem übervertretenbei der Kategorie der unspezifizierten Beschwerden wie z.B. «Ängstlichkeit», «psychisch anfällig»,«Rückenprobleme» etc. (ebd., 22). Bei den Veränderungen des Gesundheitszustandes(über einen von den Autoren nicht näher definierten Zeitraum hinweg) sind die Getrenntlebenden/Geschiedenen sowohl in der Kategorie «Verschlechterung» wie in der Kategorie«Verbesserung/Heilung» übervertreten. Bei den Verheirateten wird überdurchschnittlichoft eine Stabilisierung des Gesundheitszustands konstatiert (ebd., 29). Insgesamt sinddiese Daten allerdings schwer zu interpretieren, da sie zu unspezifisch sind und keine Referenzbasishaben – weder wird ein Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung gezogen, nochweiss man, auf welchen Ausgangszustand sich Beschreibungen wie «Verbesserung»,«Verschlechterung» beziehen.Zusammenhängen zwischen Zivilstand, Armut und Mortalitätsraten gehen Smith/Waitzman(1994) in ihrer epidemiologischen Langzeitstudie nach. In der Gesundheitsforschung ist seitlangem bekannt, dass Verheiratete länger leben als Unverheiratete, wobei sich die Ehe vorallem für Männer gesundheitsfördernd auswirkt, weniger aber für Frauen. Erklärt wird dieserUmstand entweder damit, dass Verheiratete weniger Risikoverhalten zeigen und gesünderleben, oder dadurch dass die Ehe mehr informelle Unterstützung bietet. Ebenso verbreitet istdie Erkenntnis, dass Gesundheit und sozio-ökonomischer Status zusammenhängen: kurzgefasst, haben Arme höhere Mortalitätsrisiken als ökonomisch Bessergestellte.Smith/Waitzman untersuchen nun anhand einer Stichprobe von rund 20'000 Fällen, ob Armutund Zivilstand Interaktionseffekte bezüglich Mortalität ergeben. Als direkte Effekte finden sieeine Bestätigung bekannter Befunde: für Männer erhöhen sowohl Armut wie Scheidung dasMortalitätsrisiko um fast das Doppelte. Bei den Frauen tragen die Ledigen ein grösseresRisiko; Armut hat bei den Frauen dagegen einen geringeren negativen Effekt als bei den104 Alleinerziehende machen 19 Prozent der Unterstützten aus, aber nur 11,8 Prozent derjenigen mitGesundheitsproblemen, Paare mit Kindern stellen 14,4 Prozent der Sozialhilfefälle, aber nur 13,0 Prozentderjenigen mit Beschwerden (Clerc/<strong>De</strong>jean 1996, 13).B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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