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Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB

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durch die Integration der Arbeitsanteil des Planens der eigenen Arbeit, der Durchführung<br />

und der Sicherstellung der Qualität des Arbeitsergebnisses.<br />

- Die IT-Diffusion hat zu e<strong>in</strong>er weitgehend vollständigen Vernetzung der Arbeitstätigkeiten<br />

<strong>in</strong> der Industrie geführt 14 . In der Folge ist die Komplexität der kooperativen<br />

Beziehungen <strong>in</strong> den Arbeitssystemen und die Notwendigkeit der Koord<strong>in</strong>ation sowie<br />

das Erfordernis e<strong>in</strong>es Systemverständnisses gewachsen.<br />

- Das durchschnittliche Bildungsabschlussniveau ist weiter gestiegen 15 . Zugleich gehen<br />

Arbeitsmöglichkeiten für Personen ohne Ausbildung zurück und mehr Personen<br />

unterschiedlicher Bildungslaufbahnen treffen <strong>in</strong> qualifizierten Fachtätigkeiten<br />

aufe<strong>in</strong>ander.<br />

- Die Automatisierung technischer Prozesse bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dynamischen<br />

Entwicklungsprozess 16 . Sie hat jedoch bislang ke<strong>in</strong>e erneute Ausgrenzungsstrategie<br />

menschlicher Arbeitstätigkeit (wie <strong>in</strong> den 1980er Jahren) gezeigt, sondern führt<br />

zu anspruchsvollen Komb<strong>in</strong>ationen menschlicher und masch<strong>in</strong>eller Leistung.<br />

- Arbeitsbezogene Weiterbildung f<strong>in</strong>det zunehmend auch <strong>in</strong>formell, kont<strong>in</strong>uierlich und<br />

situationsspezifisch statt 17 . Sie ist dann aufgrund der Diversifizierung <strong>in</strong> den Arbeitsaufgaben<br />

und –bed<strong>in</strong>gungen tendenziell zu e<strong>in</strong>em Bestandteil der Arbeit selbst<br />

geworden. Zunehmend wird erwerbslebensbegleitendes Weiterlernen als notwendiger<br />

Bestandteil der Erwerbstätigkeit selbst angesehen.<br />

- Die Entwicklung der Merkmale der Arbeitstätigkeiten verläuft im Wesentlichen<br />

str<strong>in</strong>gent, d.h. die <strong>in</strong> den Untersuchungen der 1990er Jahre (welche der Neuverordnung<br />

der Industriemeisterprüfung zugrunde lagen) benannten Entwicklungstrends<br />

haben sich fortgesetzt 18 .<br />

Dennoch stellt sich die Frage, ob der Wandel der Arbeitsorganisation <strong>in</strong>nerhalb der<br />

letzten fünfzehn Jahre die produktionsnahe Führungstätigkeit verändert hat. Wie damals<br />

ersche<strong>in</strong>t die Position der Industriemeister als Führungskräfte zwischen <strong>Facharbeitern</strong><br />

und Unternehmensleitung als problematische Rolle, zumal die Herkunft aus der<br />

Facharbeit beim Wechsel <strong>in</strong> die Vorgesetztenrolle auch als Seitenwechsel von der Mitarbeiterseite<br />

<strong>in</strong> das Management gesehen werden kann.<br />

Die Intensität der Untersuchungen von Arbeitstätigkeiten, die <strong>in</strong> der letzten Phase des<br />

vergangenen Jahrhunderts e<strong>in</strong>e erhebliches Ausmaß angenommen hatte, hat sich <strong>in</strong><br />

den letzten zehn Jahren nicht fortgesetzt 19 . Das große Thema des Paradigmenwechsels,<br />

e<strong>in</strong>es „Endes des Taylorismus“ und e<strong>in</strong>er aufkommenden „Lean Production“, „virtueller“<br />

oder „fraktaler“ Unternehmen oder des „Computer Integrated Manufactur<strong>in</strong>g“<br />

war angestoßen und erörtert, die nachfolgenden Themen offenbar eher e<strong>in</strong>e Weiterführung<br />

als e<strong>in</strong> neuer Umbruch. Von daher haben sich bislang ke<strong>in</strong>e erneuten Untersuchungen<br />

zur Arbeitstätigkeit <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen Produktion mit Relevanz für die Industriemeister-Position<br />

ergeben, die der Untersuchung von Fuchs-Frohnhofen 20 gleich kämen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs besteht weiterh<strong>in</strong> und auch <strong>in</strong> veränderter Weise die Frage, ob der<br />

(konzeptionell vorausgesetzte) Aufstieg von <strong>Facharbeitern</strong> <strong>in</strong> <strong>Führungspositionen</strong><br />

durch die Fortbildung zum Industriemeister gel<strong>in</strong>gt. In diesem Zusammenhang geht es<br />

nicht nur darum, ob die früher vorhandenen Positionen überhaupt noch existieren,<br />

sondern auch darum, ob andere Akteure – wie etwa die Bachelor-Absolventen aus den<br />

Hochschulen oder die Absolventen anderer Fortbildungen – die früher von Industriemeistern<br />

e<strong>in</strong>genommenen Positionen besetzen bzw. um diese <strong>in</strong> verschärfter Weise<br />

konkurrieren.<br />

14<br />

Statistisches Bundesamt, 2010, S. 10<br />

15<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2010, S. 37<br />

16<br />

s. etwa BMBF Schwerpunkt Produktionsforschung, www.produktionsforschung.de<br />

17<br />

Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung, 2010, S. 287<br />

18<br />

Senghaas-Knobloch, 2008, S. 38f<br />

19<br />

s. dazu etwa das Handbuch der Arbeitssoziologie, 2010 herausgegeben von Böhle u.a.<br />

20 1997<br />

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