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Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB

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nächsten Jahren noch zunehmen wird." 7 Die Auswirkungen auf die Qualifizierungsanforderungen<br />

fokussierten sich auf die Bewältigung der veränderten Betriebsorganisation<br />

und Mitarbeiterbeziehungen. Die Veränderungen der Meistersituation führten zu e<strong>in</strong>er<br />

neuen Intensität des Wettbewerbs im Bereich zwischen <strong>Facharbeitern</strong> und Ingenieuren.<br />

Die Tendenz wurde als weitgehend offen bewertet.<br />

E<strong>in</strong>erseits stimmten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zur damaligen Zeit vom Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung<br />

befragte betriebliche Personalexperten zu 67% der Aussage voll zu: "Die Aufstiegsmöglichkeit<br />

für Facharbeiter liegt zukünftig weniger <strong>in</strong> der Übernahme e<strong>in</strong>er Vorgesetztenposition<br />

(Meister), sondern eher <strong>in</strong> der Übernahme technischer Spezialaufgaben."<br />

Andererseits führte die betriebliche Motivationsarithmetik zur Erhaltung tradierter Karriereperspektiven:<br />

32% stimmten voll, 44% stimmten teilweise der Aussage zu: "Es ist<br />

wenig s<strong>in</strong>nvoll, Ingenieure anstelle von Technikern oder Fachspezialisten e<strong>in</strong>zusetzen,<br />

also auf herkömmlichen Aufstiegspositionen für Facharbeiter. Dies führt zu Konflikten<br />

und Frustrationen." 8<br />

Grundsätzlich war davon auszugehen, das Führungselemente <strong>in</strong> der Arbeitstätigkeit<br />

eher zunehmen. Die Dezentralisierung von Verantwortlichkeiten und die Organisationsform<br />

der Gruppenarbeit bewirkten e<strong>in</strong>e Erfordernis von Führungsaktivitäten an vielen<br />

Stellen und Phasen. E<strong>in</strong> nicht-hierarchisches Arbeitssystem stellte erhöhte Ansprüche<br />

an Führungs- und Koord<strong>in</strong>ationsleistungen. Als Beschreibungsbereiche für die arbeitssoziologische<br />

Sicht der Meisterrolle ließen sich die Dimensionen Aufgaben- und Funktionsstruktur<br />

(als Grundlage der sozialen Stellung), Autonomie und Kontrolle (be<strong>in</strong>haltet<br />

die Entscheidungsspielräume), Führungsstil und Autoritätsgrundlagen (bezieht sich<br />

auf das Machtgefüge) sowie Arbeitssituation und persönliche Orientierung (der konkrete<br />

Handlungsrahmen der Akteure) verwenden 9 .<br />

In der Nachfolge entstanden darauf e<strong>in</strong>gehende Initiativen zur Neugestaltung der Prüfung<br />

zum Industriemeister 10 . Sie konnten <strong>in</strong> dem Ziel mite<strong>in</strong>ander verbunden werden,<br />

e<strong>in</strong>e Prüfung anhand betrieblicher Situationsaufgaben durchzuführen, die sich auf die<br />

umfassend <strong>in</strong> Technik, Organisation und Personalführung fortgebildete Führungskraft<br />

richten. Entsprechend der neuen Verordnung 11 entstand die Notwendigkeit der Neugestaltung<br />

auch der prüfungsvorbereitenden Lehrgänge.<br />

In diesem Zusammenhang wurden damals drei Modellversuche zur Unterstützung der<br />

Neugestaltung <strong>in</strong> Prüfung und prüfungsvorbereitenden Lehrgängen im Auftrag des<br />

BIBB durchgeführt 12 . Bereits zum Ende der Modellversuche wurde als s<strong>in</strong>nvoll angesehen,<br />

nach e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e Evaluation durchzuführen, die sich auf die dann mittlerweile<br />

entstandene Arbeitssituation von geprüften Industriemeistern, die Bewertung von<br />

Prüfung, Lehrgang und Arbeit durch Absolventen sowie die Bewertung der Absolventen<br />

und Position durch betriebliche Vorgesetzte richtet.<br />

Seit den 1990er Jahren haben sich im Bereich der <strong>in</strong>dustriellen Produktion verschiedene<br />

Entwicklungen mit Bedeutung für die Industriemeister ergeben. Ausgegangen wird<br />

diesbezüglich von folgenden angenommenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen:<br />

- Die Bedeutung der <strong>in</strong>dustriellen Produktion für die deutsche Wirtschaftsleistung<br />

verbleibt bis dato auf relevant hohem, wenn auch im Verhältnis zu anderen Wertschöpfungsbereichen<br />

zurückgehenden Niveau 13 .<br />

- Die Dezentralisierung von Verantwortung als Organisationspr<strong>in</strong>zip hat sich etabliert.<br />

Sie ist als Merkmal der Tätigkeit qualifizierter Fachkräfte verbreitet, vor allem<br />

7<br />

Fuchs-Frohnhofen u.a. (Hrsg.) (1997 / II) (S.500)<br />

8<br />

Hecker (1997a) Manuskript o.Sz.<br />

9<br />

Jaeger (1995) (S.209)<br />

10<br />

Drewes, 1997; Deutscher Industrie- und Handelstag, IG Metall, 1998<br />

11<br />

Bundesgesetzblatt, 1997<br />

12<br />

Gidion, 2003<br />

13<br />

Bundesagentur für Arbeit, 2010, S. 29f<br />

Gidion&Sandal, KIT, 31.07.2011 9

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