Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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Erfolgserlebnisse stabilisieren dabei tendenziell die Lerninhalte. Beim Erfahrungslernen werden<br />
die gemachten Erfahrungen systematisch analysiert und überlegt, was zu Erfolg o<strong>der</strong><br />
Misserfolg geführt hat. Durch das kognitive Vorgehen können die Inhalte des Lernens bewusst<br />
genutzt und weitergegeben werden. Die Lernprozesse sind meist komplexer und anspruchsvoller.<br />
Es werden Denk- und Lernstrategien verwendet, um letztlich über konkretes Wissen<br />
und Verstehen zu einem Einsetzen des Gelernten zu gelangen. Die Prozesse sind durch Distanz<br />
zur Situation und die Kommunizierbarkeit <strong>der</strong> Denkergebnisse gekennzeichnet. Das<br />
Lernen von Begriffen, Theorien und Modellen stellt eine Lernart dar, bei <strong>der</strong> zunächst<br />
Theorien angeeignet werden. Die Verknüpfung <strong>der</strong> erworbenen Kenntnisse mit praxisbezogenen<br />
Denkstrategien ermöglicht die Nutzung des Wissens für Handlungen. Der Lernvorgang<br />
muss daher folgende Phasen durchlaufen: Wissensaneignung, verarbeitendes Verstehen und<br />
integriertes Anwenden in Handlungen. Denk- und Lernstrategien stellen eine Lernart dar, bei<br />
<strong>der</strong> die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit komplexen Situationen in strategischer und systematischer<br />
Art und Weise erfolgt. Die Lernprozesse beinhalten die Schritte <strong>der</strong> Diagnose, Planung,<br />
Durchführung und Evaluation, die sich jeweils in Teilschritte aufglie<strong>der</strong>n. Der Prozess ist<br />
transparent strukturiert und organisiert, er ermöglicht ein tiefgreifendes Verstehen und die Ableitung<br />
plausibler Konzeptionen und Handlungsanleitungen.<br />
Die Lerninhalte und -formen des organisatorischen Lernens von Becker/Langosch werden<br />
von Steinmann/Schreyögg vergleichsweise stark erweitert (Steinmann/ Schreyögg,<br />
S.468ff.). Sie unterscheiden vier Grundformen des Lernens: Lernen aus Erfahrung – Vermitteltes<br />
Lernen – Lernen durch Inkorporation neuer Wissensbestände – Generierung<br />
neuen Wissens.<br />
Die Inhalte des Lernens aus Erfahrung decken sich im Wesentlichen mit den entsprechenden<br />
Aussagen von Becker/Langosch. Zu diesen Lernarten zählt neben dem „Learning by<br />
doing“ auch das „Lernen als Resultat von Experimenten und aktiven Suchprozessen, die in<br />
einer <strong>Organisation</strong> entworfen und durchgeführt werden“ (Steinmann/Schreyögg, S.469). Zum<br />
Erfahrungslernen zählen intendierte und nicht-intendierte Lerneffekte. Für das organisatorische<br />
Lernen ist wesentlich, das die gemachten Erfahrungen auch tatsächlich Eingang in den<br />
organisatorischen Wissensbestand finden.<br />
„Vermitteltes Lernen [Hervorhebung durch den Autor] findet statt, wenn eine <strong>Organisation</strong> in<br />
das Erfahrungswissen einer an<strong>der</strong>en <strong>Organisation</strong> Einsicht nehmen und dieses für eigene<br />
Belange nutzbar machen kann“ (Steinmann/Schreyögg, S.469). Diese wichtige Art und Form<br />
des Lernens wird bei <strong>der</strong> Behandlung des organisationalen Lernens oft übersehen, obwohl<br />
<strong>der</strong>artige Lernprozesse in vielfältigster Weise stattfinden: Kontakte von Mitarbeitern auf Tagungen,<br />
Messen, bei Lieferanten, Beratern usw., Auswertung von Publikationen, Beobachtung<br />
von Firmen, Benchmarking u.v.a.m. Das Wissen über <strong>Organisation</strong>en diffundiert gewollt o<strong>der</strong><br />
ungewollt nach und nach in die Öffentlichkeit, verständlicherweise beson<strong>der</strong>s in interessierte<br />
Kreise, wie beispielsweise entsprechende Branchenmitglie<strong>der</strong>. Die Effekte des vermittelten<br />
Lernens können beispielsweise auch durch wissenschaftliche Untersuchungen entstehen.<br />
Die Inkorporation neuer Wissensbestände ist jene Form des organisatorischen Lernens,<br />
bei <strong>der</strong> beispielsweise durch die Einstellung von Experten, die Kooperation zwischen <strong>Organisation</strong>en<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Zusammenschluss (z.B. Fusion) neues Wissen gewonnen wird. Je nach<br />
Konstellation können dabei allerdings erhebliche Lernbarrieren den Wissenstransfer erschweren,<br />
wie beispielsweise Akzeptanzprobleme.<br />
Der Generierung neuen Wissens kommt bei organisationalen Lernprozessen eine stark steigende<br />
Bedeutung zu. Die Generierung erfolgt dadurch, dass vorhandene Wissenselemente<br />
einer <strong>Organisation</strong> intern mit an<strong>der</strong>em Wissen verknüpft werden und daraus neue Ideen und<br />
Einsichten entstehen. Solche kreativen und innovativen Verknüpfungen sind in <strong>der</strong> Praxis sehr<br />
oft möglich, was zunächst natürlich nur wenig über die Tragfähigkeit einer gewonnenen Idee<br />
aussagen muss. Der Erfolg <strong>der</strong> Generierung neuen Wissens hängt wesentlich davon ab, ob<br />
und in welchem Ausmaß es einer <strong>Organisation</strong> gelingt, implizites Wissen auf die Ebene expliziten<br />
Wissens zu transferieren. Die Qualität des Prozesses <strong>der</strong> Wissenskonversion entscheidet<br />
weitgehend den Umfang und Wert <strong>der</strong> auf diese Art und Weise erfolgenden Generierung<br />
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