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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation

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häufig überlegen, was dort ein ausgeprägtes Abhängigkeitsempfinden auslösen kann. Ein<br />

semiprofessionelles methodisches Vorgehen <strong>der</strong> Stabsstellen kann solche nachteiligen Effekte<br />

verstärken, beispielsweise wenn die von <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Stabsstellen Betroffenen zu wenig<br />

einbezogen werden, Empfehlungen in einer schwer verständlichen Sprache abgefasst sind<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verdacht von Manipulationen aufkommt.<br />

Die durch institutionelle und personelle Faktoren bereits verschärfte Komplexitätsproblematik<br />

kann somit durch methodische und sachliche Missverständnisse weiter anwachsen. Mit<br />

steigen<strong>der</strong> Dominanz <strong>der</strong> Stabsstellen gegenüber dem Linienmanagement werden die Probleme<br />

zweifellos noch schwieriger. Die Expertenmacht <strong>der</strong> Stabsstellen trägt in sich die<br />

Dynamik ihrer Verstärkung und verschärft damit solche Prozesse. Durch eine Teambildung für<br />

Funktionen <strong>der</strong> Entscheidungsbildung unter Einbindung von Mitarbeitern aus Linie und Stab<br />

kann und sollte den genannten Entwicklungen kritisch-konstruktiv entgegengewirkt werden.<br />

3.5 Integration und Komplexität<br />

Die organisatorische Differenzierung führt über Aufgabenanalyse und -synthese zu den verschiedenen<br />

Formen organisatorischer Arbeitsteilung. Es wurde versucht, die Vielfalt <strong>der</strong><br />

Wechselbeziehungen zwischen organisatorischer Differenzierung einerseits und Komplexität<br />

sowie Ungewissheit an<strong>der</strong>erseits aufzuzeigen und daraus Folgerungen für verschiedenste<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung abzuleiten. Durch die Arbeitsteilung<br />

werden organisatorische Teileinheiten geschaffen und Leistungsprozesse aufgespalten. Aufgabenerfüllungen<br />

erfolgen damit durch verschiedene Personen, an unterschiedlichen Orten<br />

und zu ungleichen Zeiten. Einzelne und erledigte Aufgaben sind wie<strong>der</strong>um zusammenzuführen,<br />

um angestrebte und geschlossene Leistungseinheiten zu erreichen. Die organisatorische<br />

Differenzierung bedarf daher notwendigerweise <strong>der</strong> organisatorischen Integration,<br />

die häufig auch als organisatorische Koordinationsfunktion bezeichnet wird.<br />

Tendenziell wird man davon ausgehen können, dass Integrationsfunktionen schwieriger<br />

und damit komplexer werden, je stärker eine Differenzierung erfolgt ist. Für die Handhabung<br />

und Bewältigung <strong>der</strong> Komplexität und Ungewissheit entsteht dadurch ein Dilemma, das<br />

mittelbar auch für die <strong>Organisation</strong> und ihre Gestaltung gilt. Durch organisatorische Differenzierung<br />

wird u.a. einmal ein wirksamer Beitrag zur Lösung <strong>der</strong> Komplexitätsproblematik geleistet,<br />

zum an<strong>der</strong>en entstehen bei <strong>der</strong> nachfolgenden notwendigen Integration neue Probleme<br />

<strong>der</strong> Komplexität und Ungewissheit. Das Dilemma entsteht sowohl in einer Steigerung <strong>der</strong> Innenkomplexität<br />

des <strong>Organisation</strong>ssystems (Schreyögg, S.199) als auch bei <strong>der</strong> Interaktion des<br />

Systems mit seinen Umwelten, wobei die Auswirkungen im Innen- und Außenverhältnis <strong>der</strong><br />

<strong>Organisation</strong> unterschiedlich sein können. Durch verschiedene Ansätze und Vorschläge wurde<br />

zwar wie<strong>der</strong>holt versucht das Dilemma „zu mil<strong>der</strong>n“, befriedigende Lösungen wurden jedoch<br />

nicht erreicht. Letztendlich wird es bei <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und ihrer Gestaltung darum gehen,<br />

das aus <strong>der</strong> organisatorischen Differenzierung und Integration resultierende Dilemma <strong>der</strong><br />

Komplexität und Ungewissheit durch das Anstreben eines möglichst optimalen Ausgleiches<br />

einigermaßen zu bewerkstelligen. Die verschiedenen Überlegungen zur Komplexität,<br />

Ungewissheit und Irrationalität haben dabei immer wie<strong>der</strong> gezeigt, dass <strong>der</strong>en Handhabung<br />

und Bewältigung aus verschiedenen Gründen eher enge Grenzen gezogen sind.<br />

Für die Praxis <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung und die Komplexitätsproblematik bedeutet<br />

das Folgendes: „Je mehr Spezialaufgaben o<strong>der</strong> Spezialobjekte ausgeglie<strong>der</strong>t und eigenen<br />

Stellen und/o<strong>der</strong> Abteilungen zugewiesen werden, desto mehr Probleme entstehen zwischen<br />

diesen und für das System, diese wie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> anzuschließen. Wird die Differenzierung<br />

zu weit vorangetrieben, gerät die Integration zum nahezu unlösbaren Problem; das System<br />

kann die zentrifugalen Kräfte, die es auslöst, nicht mehr auffangen und droht auseinan<strong>der</strong>zufallen.<br />

Schon aus dieser Überlegung folgt, daß die Gestaltung <strong>der</strong> organisatorischen<br />

Arbeitsteilung kein bloßes Ordnungsproblem ist – die Darstellung in Organigrammen verführt<br />

zu dieser Fehldeutung –, son<strong>der</strong>n sie ruft unweigerlich Antinomien durch Schaffung von Differenzen<br />

hervor, die von dem System selbst wie<strong>der</strong> klein zu arbeiten sind. Die <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />

stellt sich deshalb als Doppelaufgabe dar, die Bearbeitung eines inhärenten Wi<strong>der</strong>-<br />

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