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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation

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<strong>der</strong>ung sind, ganz zu schweigen von ausgesprochen missbräuchlichem Machteinsatz. Es<br />

kann ihnen einmal erfahrungsgemäß die nachhaltige Effizienz fehlen und zum Zweiten sprechen<br />

gegen ihre Anwendung ethische Gründe: „Gewalt, Zwang und Macht setzen sich über<br />

die Würde und Unverletzlichkeit <strong>der</strong> menschlichen Person hinweg ... Erzwungene Verän<strong>der</strong>ung<br />

verstärkt Abhängigkeiten anstatt Emanzipation zu för<strong>der</strong>n ... Machtstrategien sind eher<br />

entwicklungshemmend als -för<strong>der</strong>nd ... mittels Macht kommen nur äußerliche, meist kurzlebige<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zustande ... Die Verän<strong>der</strong>ungen sind nicht dauerhaft; sobald <strong>der</strong> Machtapparat<br />

wegfällt, tritt wie<strong>der</strong> die alte Situation an die Oberfläche, weil sie sich über Denkgewohnheiten<br />

und innere Haltungen, über emotionale und intentionale Momente wie<strong>der</strong> einen Weg<br />

bahnen ... Mittels Macht bewirkte Verän<strong>der</strong>ungen machen einen ständigen großen Kontroll-<br />

und Sanktionsaufwand erfor<strong>der</strong>lich ... Verän<strong>der</strong>ungen, die via Machtinstrument erzwungen<br />

worden sind, führen zu einer beträchtlichen Verschwendung geistigen und seelischen Potentials<br />

bei den betroffenen Menschen; es tritt eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kreativität und Lernfähigkeit<br />

des sozialen Organismus auf.“ (Glasl/de la Houssaye, S.222).<br />

Glasl hat die Frage gestellt, wie die <strong>Organisation</strong>sentwicklung mit Macht in<br />

<strong>Organisation</strong>en umgeht und bemerkenswerte Antworten und Orientierungen gegeben<br />

(Glasl, S.90ff.).<br />

Seit ihren Anfängen hat sich die <strong>Organisation</strong>sentwicklung mit <strong>der</strong> „negativen“ Macht<br />

auseinan<strong>der</strong> gesetzt und ist gegen <strong>der</strong>en Missbrauch bei <strong>Organisation</strong>sverän<strong>der</strong>ungen<br />

angetreten. Es wurden Alternativen zu den „rationalen Strategien“ und den „Macht- und<br />

Zwangsstrategien“ gesucht. Man ging davon aus, dass Machtstrategien bestenfalls eine<br />

äußerliche Übernahme organisatorischer Verän<strong>der</strong>ungen ermöglichen, jedoch die von <strong>der</strong><br />

<strong>Organisation</strong>sentwicklung angestrebte innere Auseinan<strong>der</strong>setzung und Akzeptanz des<br />

organisatorischen <strong>Wandel</strong>s bei den Betroffenen durch <strong>der</strong>en Mitgestaltung mit<br />

Machtstrategien kaum erreichbar sei. Daher wurde versucht Verän<strong>der</strong>ungen möglichst ohne<br />

Macht und Zwang zu erreichen. Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Themenkreis <strong>Wandel</strong> und<br />

Macht wird in <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sentwicklung darum seit jeher zu unterschiedlichsten Aspekten<br />

geführt (Macht und <strong>Organisation</strong>sentwicklungsberatung, Konfliktlösung und Macht,<br />

Machtstrategien und Gegenmacht-Strategien, Diagnose <strong>der</strong> Macht in <strong>Organisation</strong>en, Macht<br />

und Beraterrolle, Aspekte <strong>der</strong> Ethik bei Macht in <strong>Organisation</strong>en u.Ä.).<br />

Glasl definiert soziale Macht als Son<strong>der</strong>form von Einflussbeziehungen wie folgt: „... Macht<br />

ist die Möglichkeit eines Aktors (des „Machtausübenden“) in einer gegebenen sozialen<br />

Beziehung, … Einflussmittel so einzusetzen, ... dass seine Zumutung ... das Handeln eines<br />

an<strong>der</strong>en Aktors (des „Machtunterworfenen“) <strong>der</strong>art bestimmt, ... dass <strong>der</strong> machtunterworfene<br />

Aktor eine geringe Möglichkeit sieht, ... sich <strong>der</strong> Zumutung zu entziehen“ [im Original in<br />

Kursivschrift] (Glasl, S.94).<br />

Die Machtfaktoren im System <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> differieren je nach <strong>der</strong>en Subsystemen und<br />

den Wechselbeziehungen zwischen diesen:<br />

Im kulturellen Subsystem <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> finden sich Leitbil<strong>der</strong>, Ziele, Ideologien,<br />

<strong>Organisation</strong>s- und Führungsphilosophien, Werte, Spielregeln und Normen, die sich auf die<br />

<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> prägend auswirken, insbeson<strong>der</strong>e auf die Aktoren des <strong>Wandel</strong>s.<br />

Bedürfnisse und Erwartungen, Handlungen, die Akzeptanz von Verän<strong>der</strong>ungen, die<br />

Gewöhnung an eingesetzte Macht und an<strong>der</strong>es mehr werden durch das kulturelle<br />

Subsystem <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> beeinflusst.<br />

Die Machtfaktoren des politisch-sozialen Subsystems <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> beeinflussen vor<br />

allem Interessenauseinan<strong>der</strong>setzungen, Status und Ansehen, die Verteilung materieller Güter,<br />

Einflusssphären von <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n u.Ä. Die Machtbeziehungen zwischen den<br />

<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n sind regelmäßig diffizil und insbeson<strong>der</strong>e relativ. Ein einfaches<br />

Schema und eine Einteilung in Mächtige und Ohnmächtige sind für eine Bewertung und<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Beziehungen kaum geeignet. Die Beziehungen und Abhängigkeiten sind<br />

asymmetrisch, themenspezifisch und stehen in dynamischen Wechselbeziehungen.<br />

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