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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation

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tungen solcher Art ausgelösten negativen Auswirkungen werden allerdings oft erst dadurch<br />

ermöglicht, da sie den Erwartungen von <strong>Organisation</strong>en und Auftraggebern entgegenkommen,<br />

nämlich einfach und rasch <strong>Organisation</strong>sprobleme zu beseitigen. Mo<strong>der</strong>nistisch etikettierte,<br />

schön geschnürte und professionell verkaufte „Lösungspakete“ erscheinen den<br />

Adressaten attraktiver als durch eigenes Beobachten, Fragen und Nachdenken organisatorische<br />

Aufgabenstellungen und -lösungen mit persönlichem Engagement zu erarbeiten und in<br />

diesem Sinne mit <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n sowie Beratern gemeinsam Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

zu bewältigen. Eine tiefgehende und ernsthafte Beschäftigung mit organisatorischer Komplexität<br />

und Ungewissheit ist mit Zweifeln, Auseinan<strong>der</strong>setzungen und Mühen verbunden,<br />

ebenso erfor<strong>der</strong>t sie Zeit und Geduld. Für viele Verantwortliche und Manager ist das keine<br />

verfolgenswerte Perspektive (vgl. Schein, 2000, S.23ff.; Schwan/Seipel, 2002a, S.85ff.). Diesen<br />

Tendenzen und Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung stellt Schein die konzeptionelle<br />

For<strong>der</strong>ung gegenüber, Managern und <strong>Organisation</strong>en angesichts <strong>der</strong> Globalisierung<br />

und raschen technologischen Entwicklung beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> folgenden vier<br />

Grundthemen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung zu helfen: Komplexität – Unterschiedlichkeit – Interdependenz<br />

und Integration – andauern<strong>der</strong> <strong>Wandel</strong> (Schein, 2000, S.26).<br />

3.3 Chaotische und orientierte Irrationalität<br />

Bedingt durch unterschiedliche Arten <strong>der</strong> Komplexität sowie Ungewissheit und die Grenzen<br />

ihrer Bewältigung in organisatorischen Systemen und ihren Umwelten müssen organisatorische<br />

Gestaltungen auf <strong>der</strong> Grundlage unvollkommener Informationen erfolgen bzw.<br />

Entscheidungen getroffen werden, die dem logischen Denken und <strong>der</strong> Ratio nicht zur Gänze<br />

zugänglich sind. Wo die Grenzen <strong>der</strong> Rationalität enden, ist in <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>spraxis oft<br />

nicht eindeutig zu bestimmen. Durch heuristische Problemlösungsprozesse können auch sehr<br />

komplexe Aufgaben näherungsweise bewältigt, das rationale Denken damit gestützt und „gute“<br />

Lösungen wahrscheinlicher werden. Die Grenzziehung ist somit auch eine relative (Ulrich/Probst,<br />

S.112ff.). Dennoch, wenn letztendlich subjektive o<strong>der</strong> objektive Grenzen bestehen,<br />

kann unter solchen Voraussetzungen in <strong>der</strong> Realität keine vollständig stringente <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />

erfolgen bzw. ist diese teilweise durch daraus resultierende Irrationalität<br />

gekennzeichnet (vgl. Ulrich/Probst, S.108). Dadurch und bedingt durch die Komplexität <strong>der</strong><br />

organisatorischen Gestaltungsprobleme selbst sind zwangsläufig auch die grundlegenden<br />

organisatorischen Koordinationsaufgaben nur eingeschränkt rational zu erfüllen. Schließlich<br />

wird <strong>der</strong> Erfolg einer <strong>Organisation</strong>sgestaltung in weitem Maße dadurch bestimmt, ob organisationsintern<br />

personal- und führungsspezifische Faktoren ausreichend berücksichtigt<br />

werden. Die organisationsinternen Verhältnisse interagieren dabei auch mit den organisatorischen<br />

Umwelten. Gute <strong>Organisation</strong>slösungen verlangen gleichermaßen Koordinations- und<br />

Motivationseffizienz (Frese, S.258ff.). Die aus relevanten Einflüssen <strong>der</strong> Personal- und Führungsfaktoren<br />

resultierenden Auswirkungen auf <strong>Organisation</strong>sgestaltungen erhöhen <strong>der</strong>en<br />

Komplexität und Ungewissheit erfahrungsgemäß außerordentlich stark. Entscheidungen<br />

über organisatorische Anpassungen und Verän<strong>der</strong>ungen können somit insgesamt nur<br />

eingeschränkt rational begründet werden. Bei einem rascher werdenden sowie oft substanziell<br />

anspruchsvolleren <strong>Wandel</strong> wächst die Irrationalität <strong>der</strong> organisatorischen Entscheidungsfindung<br />

zusätzlich.<br />

Mit verschiedenen Vorgehensweisen kann man versuchen die Komplexität, Ungewissheit und<br />

tendenziell wachsende Irrationalität von <strong>Organisation</strong>sgestaltungen zu verringern. Allerdings<br />

wird das nur begrenzt gelingen und es stellt sich damit das immer wichtiger werdende Faktum<br />

und die daraus folgende Frage, wie qualitative <strong>Organisation</strong>sentscheidungen bei steigen<strong>der</strong><br />

Irrationalität erreicht werden können. Irrationalität ist nicht a priori mit „guten“ o<strong>der</strong> „schlechten“<br />

Entscheidungen gleichzusetzen o<strong>der</strong> zu verwechseln, son<strong>der</strong>n ist zunächst offen für beide<br />

Varianten (s.a. Laux/Liermann, S.27f.). Nicht die Ersetzung <strong>der</strong> Irrationalität durch Rationalität<br />

ist in diesem Zusammenhang das Ziel, son<strong>der</strong>n es besteht primär darin, <strong>der</strong> Irrationalität<br />

eine Orientierung zu geben, die als sinnvoll bewertet werden kann, und chaotische Irrationalität<br />

möglichst vermeiden hilft.<br />

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