Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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wie die nachhaltig negativen Auswirkungen solcher im Effekt verän<strong>der</strong>ungsfeindlicher<br />
Vorgehensweisen unterschätzt werden.<br />
Die tatsächlich sehr engen Grenzen durch instrumentelle Möglichkeiten organisatorische<br />
Strukturen und Personen verän<strong>der</strong>n zu können, werden von den Machern <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong><br />
häufig nicht wahrgenommen. Lediglich funktionelle, einseitige und an Effektivität orientierte<br />
Interventionen haben in komplexen Systemen eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit.<br />
Verän<strong>der</strong>ungen stellen stets eine Interaktion <strong>der</strong> Beteiligten dar, d.h. ein aufeinan<strong>der</strong><br />
bezogenes Handeln zweier o<strong>der</strong> mehrerer Personen o<strong>der</strong> kurz: Wechselbeziehungen<br />
zwischen Handelnden. Sprachliche Kommunikation ist dabei die wichtigste Form<br />
menschlicher Interaktion. Der Instrumentalisierung ausgesetzte und interaktiv agierende<br />
<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> verfügen regelmäßig über ein Repertoire von Maßnahmen, um eigene<br />
Handlungsspielräume zu schützen und auszuweiten bzw. organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
einzuschränken und möglicherweise zu verhin<strong>der</strong>n. Macht- und Zwangsmittel <strong>der</strong> Akteure<br />
bergen somit für diese ein doppeltes Risiko, nämlich einmal den <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n bei<br />
einer Auseinan<strong>der</strong>setzung über Verän<strong>der</strong>ungen zu unterliegen, zum Zweiten damit für die<br />
Akteure die Gefahr, das Gegenteil des von ihnen Gewollten zu bewirken. Richtiger wäre es,<br />
notwendigen organisatorischen <strong>Wandel</strong> durch eine ganzheitliche und interaktive<br />
Berücksichtigung relevanter Kontextfaktoren zu verfolgen. Dabei muss die Sprache des<br />
organisatorischen Systems gesprochen werden, um durch eine solchermaßen geeignete<br />
Information und Kommunikation <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> Verän<strong>der</strong>ungen begreiflich, sinnhaft,<br />
akzeptabel und verfolgenswert zu machen. Ziel sollte sein, eine <strong>Organisation</strong> möglichst zur<br />
Selbstän<strong>der</strong>ung anzuregen (Neuberger, S.108f.). Durch eine geeignete Interaktion und<br />
möglichst breite Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> zu verän<strong>der</strong>nden <strong>Organisation</strong> kann dieses<br />
Ziel wirksamer erreicht werden. Durch so gestaltete Verän<strong>der</strong>ungsprozesse wird bei den<br />
Beteiligten auch die für den <strong>Wandel</strong> notwendige personale Kompetenz geför<strong>der</strong>t, d.h.<br />
Einstellungen und Haltungen mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> stark geprägt, welche als<br />
Persönlichkeitseigenschaften stabilisierend zu tragfähigen <strong>Organisation</strong>sverän<strong>der</strong>ungen<br />
beitragen.<br />
Die dargelegten Intentionen decken sich in weitem Maße mit dem Grundanliegen <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>sentwicklung, nämlich die vom organisatorischen <strong>Wandel</strong> Betroffenen zu<br />
Beteiligten <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsbemühungen zu machen. Im Gegensatz zu lediglich<br />
sachlogisch orientierten Reorganisationen zielt die <strong>Organisation</strong>sentwicklung vornehmlich<br />
darauf ab, Einfluss zu nehmen auf Einstellungen und Verhaltensweisen <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en soziale Beziehungen, wobei Aspekte <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>skultur, <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationsstrukturen, das individuelle und<br />
organisationale Lernen beson<strong>der</strong>s berücksichtigt werden (vgl. Vahs, S.298f.).<br />
<strong>Organisation</strong>sentwicklung stellt damit bewusst ab auf die Bedeutung und Wirksamkeit<br />
personaler Kompetenzen, und zwar bei allen Beteiligten <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung.<br />
Bei organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen tritt sehr häufig das so genannte Problem einer<br />
Realitätslücke auf, welches darin besteht, dass funktionelle organisatorische<br />
Verän<strong>der</strong>ungsziele und damit verbundene intendierte Verhaltensän<strong>der</strong>ungen differieren.<br />
Verän<strong>der</strong>ungsziele überfor<strong>der</strong>n häufig zunächst die <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> und notwendige<br />
Verhaltensän<strong>der</strong>ungen bedingen Lernprozesse, die recht zeitaufwändig sein können.<br />
Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinan<strong>der</strong>. Die sachliche <strong>Organisation</strong>sebene und die<br />
verhaltensrelevante organisationspsychologische Ebene sind somit zusammenzuführen,<br />
wobei jedoch die jeweiligen Verän<strong>der</strong>ungstempi aus verschiedenen Gründen differieren.<br />
Lernvorgänge bei Verhaltensän<strong>der</strong>ungen sind regelmäßig nicht nur weitaus zeitaufwändiger,<br />
son<strong>der</strong>n auch begrenzter als solche für sachlogische <strong>Organisation</strong>sän<strong>der</strong>ungen. Beide<br />
Lernprozesse sollten jedoch integriert werden, will man stabile Verän<strong>der</strong>ungsergebnisse<br />
erreichen und eine Realitätslücke vermeiden.<br />
Unterschiedlichste und nicht bewältigte Wi<strong>der</strong>stände gegen organisatorische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen, die erfor<strong>der</strong>lichen Lernvorgänge kaum för<strong>der</strong>n werden, können nahe<br />
liegen<strong>der</strong> Weise ebenfalls zu Realitätslücken führen. Daraus resultieren Desorientierungen<br />
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