Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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„den Humus für das Entstehen neuer strategischer Ideen zu schaffen, und bedeutet das<br />
Erkennen, För<strong>der</strong>n und Kultivieren geeigneter Ansätze“ (Schreyögg, 2000a, S.224).<br />
Die Vielschichtigkeit des organisatorischen <strong>Wandel</strong>s und seiner Verknüpfung mit<br />
strategischen Prozessen ist durch extreme Komplexität und Interdependenzen<br />
gekennzeichnet. Entsprechend vielfältig sind die Modelle, Programme und Hilfen zur<br />
Bewältigung <strong>der</strong> organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen. Durch die jeweils unterschiedlichen<br />
Verhältnisse in <strong>der</strong> organisatorischen Praxis ist jede Verän<strong>der</strong>ung an<strong>der</strong>s. Daraus folgert auch<br />
die Begrenztheit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Fachliteratur vielfältig dargestellten Lösungsansätze sowie die<br />
Notwendigkeit, jeweils organisationsspezifische Verän<strong>der</strong>ungswege zu suchen.<br />
2.3 Verän<strong>der</strong>ungsmodelle <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong><br />
Immer wie<strong>der</strong> wurde versucht Verän<strong>der</strong>ungsmodelle <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> zu entwickeln, die<br />
einmal <strong>der</strong>en Wachsen und Vergehen erklären wollen und zum Zweiten teilweise Anregungen<br />
enthalten, wie insbeson<strong>der</strong>e kritische Phasen <strong>der</strong> Entwicklung von <strong>Organisation</strong>en beherrscht<br />
werden können.<br />
Ein großer Teil <strong>der</strong> Modelle basiert auf an das „Leben“ angelehnte Analogien. Die<br />
<strong>Organisation</strong> wird als „Sozialorganismus“ interpretiert. Man spricht von Lebenszyklen und<br />
ordnet den verschiedenen Phasen Begriffe zu, wie sie bei Individuen gewählt werden.<br />
Die Pionierphase einer <strong>Organisation</strong> wird <strong>der</strong> Kindheit gleichgesetzt. Die Jugendphase wird<br />
dann angenommen, wenn eine <strong>Organisation</strong> expandiert, betriebliche Leitvorstellungen<br />
erfor<strong>der</strong>lich erscheinen, <strong>der</strong> Mitarbeiterorientierung größere Bedeutung zukommt u.Ä. Von <strong>der</strong><br />
Phase <strong>der</strong> Reife wird dann gesprochen, wenn die <strong>Organisation</strong> durch einen Ausbau <strong>der</strong><br />
Planungs-, Informations- und Kontrollsysteme gekennzeichnet ist, d.h. <strong>der</strong> organisatorischen<br />
Formalisierung steigende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Verfestigt sich das System <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong> durch Bürokratisierung, Verschleißerscheinungen und standardisierte Verfahren,<br />
wird vom Erwachsenenalter gesprochen. Die letzte Phase im Lebenszyklus einer <strong>Organisation</strong><br />
stellt die mit dem Alter gleichgesetzte Degenerationsphase dar, bei <strong>der</strong> das Beharren auf<br />
Kontinuität in Wi<strong>der</strong>spruch zu Verän<strong>der</strong>ungsnotwendigkeiten gerät. Wird <strong>der</strong> Konflikt gelöst, ist<br />
eine Regeneration <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> möglich, ansonsten tritt <strong>der</strong>en frühzeitiges Ende ein. Das<br />
Modell mag anschaulich und gut merkbar sein, durch seine Bildhaftigkeit wird es auch<br />
Anhänger haben (vgl. Becker/Langosch, S.174f.).<br />
Die naive und fatalistische Analogie zwischen Individuum und <strong>Organisation</strong> ist jedoch<br />
wirklichkeitsfremd. Statt nützlicher Erkenntnisse für die <strong>Organisation</strong>sgestaltung schafft sie<br />
lediglich nachteilige und oft nur mühsam beseitigbare Stereotypen über <strong>Organisation</strong>en und<br />
ihre Verän<strong>der</strong>ungen. Die Analogie erklärt we<strong>der</strong> die extremen Unterschiede <strong>der</strong> Lebensdauer<br />
von <strong>Organisation</strong>en, ebenso wenig wie sie den Beweis für den zwangsläufigen Nie<strong>der</strong>gang<br />
einer <strong>Organisation</strong> erbringt. Selbstverständlich können <strong>Organisation</strong>en verschiedene Phasen<br />
durchlaufen, wie beispielsweise <strong>der</strong> Gründung, des Wachstums, <strong>der</strong> Reife, <strong>der</strong> Konsolidierung<br />
o<strong>der</strong> auch des Nie<strong>der</strong>gangs. Daraus kann jedoch keine fatale Entwicklungslogik abgeleitet<br />
werden, son<strong>der</strong>n gerade das Gegenteil, nämlich die kritisch-konstruktive Einsicht über die<br />
notwendige und zu för<strong>der</strong>nde Adaptionsfähigkeit von <strong>Organisation</strong>en für ihre nachhaltige<br />
Sicherung und Entwicklung.<br />
Das vorgenannte und kurz geschil<strong>der</strong>te Lebenszyklus-Modell <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>sverän<strong>der</strong>ung ist durch seine überspitzte Lebensanalogie gekennzeichnet. Im<br />
einschlägigen Schrifttum finden sich zahlreiche Modellvarianten, die ebenfalls auf dem<br />
Gedanken des Lebenszyklus aufbauen, aber die Analogie zum „Leben“ nicht so simpel und<br />
eng strapazieren. Teilweise wird auf diese Analogie verzichtet, jedoch <strong>der</strong> zyklische o<strong>der</strong><br />
phasenspezifische Ansatz zur Erklärung von organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen beibehalten.<br />
Der gemeinsame Grundgedanke <strong>der</strong> Modelle besteht darin, dass organisatorische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen und Entwicklungen vor allem aus internen Anlässen resultieren bzw. in <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong> selbst ihre Ursache haben. Dem stehen jene Modelle gegenüber, die vor allem<br />
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