Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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sonstige finanzielle Ziele gesteuert und beaufsichtigt. Die professionelle Gruppe erhält eine<br />
vielgestaltige und komplexe Aufgabe, die nicht routinemäßig gelöst werden kann. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Gruppenmitglie<strong>der</strong> sind sehr hoch und es sollte ein von <strong>der</strong> Linieninstanz möglichst<br />
unabhängiges Arbeiten gewährleistet sein. Die Aktivitäten <strong>der</strong> Gruppen sind möglichst<br />
kollegial zu koordinieren. Der Einsatz <strong>der</strong> Ressourcen wird gemeinsam von <strong>der</strong> Matrixgruppe<br />
und den Linieninstanzen geplant. Leistungsziele und Arbeitsbedingungen bestimmt und kontrolliert<br />
die Matrixgruppe weitgehend selbständig. Die Kontrolle <strong>der</strong> Ressourcenverwendung<br />
liegt bei den Linieninstanzen. Schließlich sieht die Typologie heuristische Gruppen vor, denen<br />
einmalige, komplexe und innovative Aufgaben zur Lösung übertragen werden. Die Gruppe<br />
erfor<strong>der</strong>t hoch qualifizierte <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> und organisationsexterne Fachleute.<br />
Die Matrixinstanz konzentriert sich auf die Unterstützung kreativer Gruppenprozesse, hat aber<br />
keine weiteren Koordinationsaufgaben. Die erarbeiteten Lösungsvorschläge werden durch die<br />
Gruppe bewertet und ausgewählt. Sie entscheidet auch über die Festlegung und Kontrolle <strong>der</strong><br />
Leistungsziele, ebenso über die Ressourcenverteilung. Die Gruppenarbeit erfolgt somit in weitem<br />
Maße nach Regeln <strong>der</strong> Selbstorganisation. Die Linieninstanzen beschränken sich vornehmlich<br />
auf die Bereitstellung hoch qualifizierter <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>. Die organisatorische<br />
Komplexität und Ungewissheit <strong>der</strong> Matrixorganisation nimmt entsprechend <strong>der</strong> Reihenfolge<br />
<strong>der</strong> genannten Gruppen <strong>der</strong> Anwendungstypologie tendenziell zu, in etwa analog<br />
zur Zunahme <strong>der</strong> aufgabeninhärenten Komplexität.<br />
Die Grenzen <strong>der</strong> Matrixorganisation als Mittel <strong>der</strong> organisatorischen Integration werden<br />
durch die differenzierte Betrachtung <strong>der</strong> Matrixorganisation mit Hilfe <strong>der</strong> Anwendungstypologie<br />
deutlich. Eine A-priori-Lösung des Integrations- bzw. Koordinationsproblems wird mit<br />
steigen<strong>der</strong> Vielfalt und Komplexität <strong>der</strong> Aufgabenstellungen schwieriger und letztlich kaum<br />
noch bewältigbar, d.h. es muss zu einer laufenden bzw. mitschreitenden Koordination<br />
übergegangen werden. Das erfor<strong>der</strong>t permanente Verhandlungen zwischen Linien- und Matrixinstanzen<br />
durch qualifizierte Personen mit ausreichenden Kompetenzen. Solche Beziehungen<br />
sind erfahrungsgemäß häufig konfliktanfällig. Ähnliche Probleme können bei <strong>der</strong> Erfolgsbewertung<br />
auftreten. Wächst die Notwendigkeit <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Matrixgruppen aufgabenbedingt<br />
an, so nehmen tendenziell die Kontrollmöglichkeiten ab, da die Matrixgruppe zunehmend<br />
ihre Ziele und Lösungswege selbst definiert und den Linieninstanzen somit genaue Bewertungsmaßstäbe<br />
fehlen, ferner aber auch <strong>der</strong> Ressourceneinsatz alleine hierfür keine ausreichende<br />
Basis <strong>der</strong> Erfolgsbewertung bietet.<br />
Die personellen, methodischen und sachlichen Voraussetzungen für eine effiziente Funktionsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Matrixorganisation sind sehr hoch und in <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>srealität eher<br />
selten annähernd ideal anzutreffen. Allein aus <strong>der</strong> institutionell bedingten Doppelunterstellung<br />
von Stelleninhabern resultieren beispielsweise erhebliche Schwierigkeiten und Konflikte,<br />
aber auch eine Steigerung <strong>der</strong> organisatorischen Komplexitätsproblematik. Die Vor- und<br />
Nachteile einer Matrixorganisation sind daher vor <strong>der</strong>en Installation sehr sorgfältig abzuwägen.<br />
Bei einer Transparenz <strong>der</strong> personalen Eignungspotentiale ermöglicht die Matrixorganisation<br />
eine bessere Nutzung <strong>der</strong> verschiedenen personellen Ressourcen einer <strong>Organisation</strong>.<br />
Daraus können erhebliche Vorteile für die Problemlösung komplexer Aufgabenstellungen gewonnen<br />
werden, ebenso aus unterschiedlichen Synergieeffekten. Durch die Matrixorganisation<br />
kann auch eine flexible Anpassung <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> an Än<strong>der</strong>ungen ihrer Umwelt geför<strong>der</strong>t<br />
werden; letzteres beispielsweise durch objektorientierte Dezentralisation in Teilbereichen.<br />
Schließlich bietet die Matrixorganisation die Chance innerhalb von <strong>Organisation</strong>en zu<br />
ausgeglicheneren Machtverteilungen zu gelangen, die wie<strong>der</strong>um die Entstehung und Nutzung<br />
konstruktiver und produktiver Konflikte unterstützen.<br />
Den Vorzügen <strong>der</strong> Matrixorganisation stehen allerdings gewichtige Nachteile gegenüber. Die<br />
Zurechnungs- und Bewertungsprobleme bei Kosten und Erträgen für eine Erfolgsbewertung<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse komplexer Aufgabenstellungen sind oft kaum o<strong>der</strong> gar nicht lösbar.<br />
Der Bedarf an qualifizierten Führungskräften für die Einrichtung und den Einsatz <strong>der</strong> Matrixorganisation<br />
ist vergleichsweise hoch, d.h. bei geringen personellen Ressourcen ist mit<br />
einem Effizienzverlust <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sform zu rechnen. Die Matrixorganisation kann zu ei-<br />
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