Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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und von den Gruppen geteiltes Wissen wurde für Lernprozesse und Verän<strong>der</strong>ungen zum entscheidenden<br />
Impuls.<br />
Die Erfahrungen und Ergebnisse von Lernprozessen, wie Regelungen, Systeme, Verfahren,<br />
Mechanismen <strong>der</strong> Kontrolle und Konfliktregelung, Erkenntnisse über die interne und externe<br />
Umwelt <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> usw. werden in Speicher-Systemen festgehalten. Es besteht<br />
somit eine Struktur, die als Gedächtnis das organisatorische Wissen aufbewahrt<br />
und weiter verarbeiten kann. Solche Speicher-Systeme sind essenzielle Teile des organisationalen<br />
Lernens. Zwischen den Lernprozessen und den Speicherstrukturen kann eine<br />
wechselseitige Verbindung erfolgen und durch „die Nutzung, Verän<strong>der</strong>ung und Fortentwicklung<br />
dieses Speichers kann die <strong>Organisation</strong> ihren Wissensbestand erhöhen und organisationales<br />
Lernen ermöglichen. Das bedeutet, dass nicht nur die tatsächliche Speicherung, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Verän<strong>der</strong>ung des organisationalen Wissensbestandes organisationales Lernen<br />
bewirken kann“ (Probst/Büchel, S.67).<br />
Die in den vergangenen Jahren stärker gewordene Orientierung des organisationalen Lernens<br />
am „Wissen“ hat zu dem Ansatz des Wissensmanagement geführt, <strong>der</strong> zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt. Es wird eine „Verschmelzung organisatorischer Lernkonzepte mit dem Einsatz<br />
mo<strong>der</strong>ner Kommunikations- und Informationstechnologien“ (Steinmann/Schreyögg,<br />
S.474; Schwan/Seipel, 2002, S.137ff.) angestrebt. Die Ähnlichkeit des Wissensmanagements<br />
mit den Speicher-Systemen des organisationalen Lernens liegt auf <strong>der</strong> Hand und es ist wesentlich<br />
darauf hinzuweisen, dass das so genannte Wissensmanagement nicht ein zusätzliches<br />
Managementinstrument darstellt, son<strong>der</strong>n vielmehr eine wichtige Grundlage für organisatorische<br />
Handlungs- und Verän<strong>der</strong>ungsprozesse ist und daraus die funktionale Nähe zum organisationalen<br />
Lernen resultiert.<br />
Organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen sind in vielen Bereichen zur Normalität geworden und damit<br />
die Bewältigung des organisatorischen <strong>Wandel</strong>s zu permanenten Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>.<br />
Ein geplanter organisatorischer <strong>Wandel</strong> ist wie<strong>der</strong>um ohne individuelles und organisationales<br />
Lernen schwer vorstellbar. Das Erkennen <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> lernenden <strong>Organisation</strong> für<br />
organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen hat die Perspektiven <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung und des<br />
<strong>Wandel</strong>s tiefgreifend verän<strong>der</strong>t. Wurde zuvor <strong>der</strong> organisatorische <strong>Wandel</strong> als Son<strong>der</strong>fall,<br />
Ausnahme und separates Problem gesehen sowie versucht, durch Direktsteuerung und Experten<br />
Verän<strong>der</strong>ungen zu bewerkstelligen, wird <strong>der</strong> <strong>Wandel</strong> nun als Normalfall bewertet, <strong>der</strong><br />
Teil des täglichen Systemvollzuges <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> ist. Damit wird zwangsläufig auch die<br />
lernende <strong>Organisation</strong> zur Normalität und somit auch ihr Lernen zum täglichen Systemvollzug<br />
und das Lernen durch Tun zur tragenden Lernart. An die Stelle instrumenteller Planung und<br />
Steuerung von Projekten und Prozessen definierter und beson<strong>der</strong>er Verän<strong>der</strong>ungsaufgaben<br />
tritt damit immer stärker eine offene und vielfältige Entwicklungsdynamik, die u.a. auch selbstregulative<br />
Abstimmungs- und Verknüpfungskompetenzen einschließt. Bei lernenden <strong>Organisation</strong>en<br />
ist <strong>der</strong> <strong>Wandel</strong> ein konstitutives Merkmal <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>, bei dem die <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong><br />
selbst zu Trägern des <strong>Wandel</strong>s werden und die Rolle <strong>der</strong> Experten <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>sentwicklung relativ an Gewicht verliert bzw. <strong>der</strong>en Aufgabeninhalte sich än<strong>der</strong>t,<br />
d.h. beispielsweise sich stärker auf Prozess-. Methoden- und Kommunikationshilfen konzentriert<br />
(s.a. Schreyögg, 2000b, S.548ff.).<br />
Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, in welcher Art und Weise „kann organisationales Lernen<br />
ausgelöst, erleichtert und geför<strong>der</strong>t werden? Welches Lernprofil hat die <strong>Organisation</strong> <strong>der</strong>zeit<br />
und mit welchen Instrumenten, Strukturen und Prozessen ist ein geeigneter Lernkontext<br />
zu schaffen, <strong>der</strong> Lernen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und seiner Mitglie<strong>der</strong> unterstützt?“ (Probst/Büchel,<br />
S.87).<br />
Bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> vielfältigen För<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten für das Lernen wird man we<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Theorie und noch viel weniger in <strong>der</strong> Praxis immer unterscheiden können, ob und<br />
mit welcher Ausprägung För<strong>der</strong>ungsmaßnahmen dem individuellen o<strong>der</strong> organisationalen<br />
Lernen zuzuordnen sind. Eine solche Unterscheidung hat, wenn überhaupt, regelmäßig nur<br />
nachrangige Bedeutung.<br />
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