Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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Das Verständnis über den organisatorischen <strong>Wandel</strong> ist fundamental verknüpft mit dem<br />
Konzept und <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> lernenden <strong>Organisation</strong>. Organisatorische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen werden nicht mehr als Ausnahme o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>fall <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> betrachtet<br />
son<strong>der</strong>n als Normalfall. Kontinuierlich sind an<strong>der</strong>e und bessere organisatorische Wege zu<br />
suchen und zu finden o<strong>der</strong> auch neu anzulegen. Das beinhaltet permanente, essenzielle,<br />
individuelle und organisationale Lernvorgänge verschiedener Art, die überall bei<br />
<strong>Organisation</strong>sgestaltungen stattfinden. Das Lernen kann somit oft auch nicht mehr als<br />
bestimmter Prozess umschrieben werden. Der durch Lernen mitbedingte <strong>Wandel</strong> kann von<br />
verschiedenen Stellen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> ausgehen und initiiert werden. Die Effizienz <strong>der</strong><br />
lernenden <strong>Organisation</strong> bzw. des organisatorischen <strong>Wandel</strong>s kann dadurch erhöht werden,<br />
dass die selbstbestimmten Lernmöglichkeiten <strong>der</strong> Beteiligten ermöglicht und geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Wenn das Lernen in <strong>Organisation</strong>en und die dadurch entscheidend mitgetragenen<br />
organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen als Normalität <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> erkannt werden, ist das<br />
gleichbedeutend damit, dass <strong>der</strong> <strong>Wandel</strong> als „breitflächige Kompetenz <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>“<br />
begriffen werden muss. Die Qualität und Anpassungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> hängt dann<br />
weitgehend davon ab, ob die <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> Notwendigkeiten des <strong>Wandel</strong>s erkennen<br />
und fähig sowie bereit sind diesen mitzugestalten. Der organisatorische <strong>Wandel</strong> stützt sich<br />
dann auf eine wesentlich breitere Grundlage als dies beispielsweise <strong>der</strong> Fall sein kann bei von<br />
Spezialisten verfolgten Projekten <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sentwicklung (vgl. Schreyögg, 2000a,<br />
S.548ff.).<br />
Organisatorischer <strong>Wandel</strong> ist ohne individuelles und organisationales Lernen nicht vorstellbar.<br />
Wie immer sich das Lernen in seinen vielfältigsten Formen vollziehen mag, es ist ein<br />
integrierter, permanenter und wachsen<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Arbeit. Ob das Lernen mehr auf einer<br />
kognitiven, emotionellen o<strong>der</strong> kulturellen Ebene erfolgt, fachliche, methodische, soziale o<strong>der</strong><br />
personale Inhalte zum Gegenstand hat, durch Probleme o<strong>der</strong> Chancen ausgelöst wird, alleine<br />
o<strong>der</strong> in Gruppen erfolgt, die Fähigkeit und Bereitschaft zum Lernen werden entscheidend<br />
durch die Kompetenzen des Einzelnen bestimmt. Inwieweit allerdings Lernpotentiale<br />
aktiviert werden, hängt auch sehr wesentlich von den Lehrenden ab bzw. ihrem personalen<br />
Können. Geht man beispielsweise wie schon erwähnt davon aus, dass bei Leistungsvollzügen<br />
in <strong>Organisation</strong>en erfahrungsgemäß die wichtigste Lernart das Lernen durch Tun ist, also im<br />
Rahmen des Arbeitsprozesses erfolgt, so ist auch sofort die Schlüsselfunktion des<br />
Vorgesetzten als Trainer seiner Mitarbeiter zu erkennen. Er überträgt seinen Mitarbeitern<br />
Aufgaben und hat in diesem Zusammenhang darüber nachzudenken und zu entscheiden, ob<br />
und wie beim einzelnen Mitarbeiter mit <strong>der</strong> Aufgabenübertragung auch Lernvorgänge initiiert<br />
und realisiert werden können. In <strong>der</strong> Praxis kommt diese zentrale Führungsaufgabe lei<strong>der</strong><br />
häufig viel zu kurz. Mitarbeiterpotentiale werden zu wenig genutzt und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Mitarbeiter verbaut, d.h. gleichermaßen personalwirtschaftliche<br />
und humane Ziele verletzt bzw. Erwartungen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und des Mitarbeiters<br />
enttäuscht.<br />
Ein effizienter organisatorischer <strong>Wandel</strong> gegen die betroffenen <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong><br />
ist schwer vorstellbar. Veranlasste Verän<strong>der</strong>ungen und neue Strukturen würden wohl kaum<br />
nachhaltig mit Leben erfüllt. <strong>Organisation</strong>sgestaltungen verlangen die Unterstützung <strong>der</strong><br />
<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>, um möglichst qualitative Lösungen und <strong>der</strong>en Akzeptanz zu<br />
erreichen. Mit Zwang und <strong>der</strong> Androhung von Sanktionen gelingt das sicher nicht. Ganz im<br />
Gegenteil, Demotivationen und Frustrationen <strong>der</strong> betroffenen Mitarbeiter verhin<strong>der</strong>n<br />
Verän<strong>der</strong>ungserfolge. Bei etwa 70% <strong>der</strong> Reorganisationen ist das lei<strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em aus<br />
diesen Gründen <strong>der</strong> Fall. Picot et al. nennen fünf Kontextfaktoren für erfolgreiche<br />
Reorganisationen. Neben den beiden sachspezifischen Faktoren Zeit- und<br />
Budgetrestriktionen sind die weiteren Kontextfaktoren <strong>der</strong> Reorganisation von<br />
unmittelbarerer Relevanz für personale Kompetenzen: Die Präferenzen <strong>der</strong> betroffenen<br />
Mitarbeiter müssen in weitgehendem Einklang mit den Zielen und Wegen organisatorischer<br />
Verän<strong>der</strong>ungen stehen, um die notwendigen Unterstützungen für den <strong>Wandel</strong> zu sichern. Das<br />
Wissen <strong>der</strong> Mitarbeiter ist für das Entwickeln und Umsetzen von <strong>Organisation</strong>slösungen<br />
notwendig o<strong>der</strong> zumindest hilfreich: Das notwendige, unterschiedliche und in <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong><br />
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