Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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dest einige <strong>der</strong> schrecklichen Entwicklungen <strong>der</strong> vergangenen Jahre und damit vielen Arbeitnehmern,<br />
Führungskräften und Unternehmern sowie ihren Familien Nachteile und Leid erspart<br />
geblieben. Vielleicht hilft die begonnene Renaissance <strong>der</strong> Ethik, speziell die Wirtschaftsethik,<br />
übergreifend ein notwendiges Umdenken und Verständnis dafür zu wecken, dass einmal <strong>Organisation</strong>en,<br />
Unternehmen, private und öffentliche Einrichtungen durch spezifische Bereichsethiken<br />
und konkrete sowie stabil verankerte Maßnahmen Orientierungen erhalten und neue<br />
Wege gehen. Zum Zweiten könnte daraus auch für die <strong>Organisation</strong>sgestaltung ein kräftiger<br />
Anstoß für eine bessere Integration <strong>der</strong> organisationalen Denk- und Arbeitsrichtungen kommen.<br />
Die Einleitung solcher Entwicklungen für Organisatoren müsste vor allem auch die Aufgabe<br />
des jeweiligen Top-Managements sein.<br />
Durch die bisherigen Entwicklungen ist <strong>der</strong> organisatorische <strong>Wandel</strong> immer mehr zu einem<br />
Gebiet von Spezialisten geworden, nämlich den <strong>Organisation</strong>sentwicklern, die einer spezifischen<br />
Ausbildung bedürfen, die als Mo<strong>der</strong>atoren und Trainer agieren, ihre Rolle als Coach<br />
verstehen usw. Darüber kann vergessen werden, dass <strong>der</strong> geplante organisatorische <strong>Wandel</strong><br />
ein Kernbereich <strong>der</strong> Verantwortlichen einer <strong>Organisation</strong> ist, <strong>der</strong> zwar durch Spezialisten<br />
unterstützt werden kann, jedoch eine sozusagen klassische Linienaufgabe des Managements<br />
darstellt. Werden solche Aufgaben an Dritte übertragen, besteht die Gefahr einer<br />
Distanz zwischen den konkreten Verän<strong>der</strong>ungsaufgaben und den davon betroffenen Personen,<br />
die eigentlich im Zentrum des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses stehen sollten. Die weitgehende<br />
Übertragung organisatorischer Verän<strong>der</strong>ungen auf Spezialisten führt in <strong>der</strong> Praxis sehr oft<br />
dazu, dass beispielsweise die gestellten Aufgaben als Projekt formuliert und verfolgt werden,<br />
dadurch eine Ausnahmestellung erfahren und tendenziell <strong>der</strong> laufenden organisatorischen<br />
Arbeit und den Leistungsvollzügen entzogen werden. Durch eine solche Vorgehensweise<br />
werden sehr oft eigentlich unnötige Implementierungsprobleme für „Projektlösungen“ geschaffen,<br />
da auf eine organische Lösung organisatorischer Än<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Betroffenen<br />
und <strong>der</strong> bestehenden <strong>Organisation</strong> zu wenig geachtet wurde (s.a. Steinmann/Schreyögg,<br />
S.460f.).<br />
1.3 <strong>Wandel</strong> als Normalität<br />
Wurde früher „organisiert“ ging man dabei regelmäßig davon aus, dass damit für einen<br />
längeren Zeitraum stabile und geordnete Regelungen erreicht werden können und die<br />
<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> auf weitere Sicht keine organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen zu befürchten<br />
und zu bewältigen haben. Die Verhältnisse haben sich in zahlreichen Bereichen grundlegend<br />
verän<strong>der</strong>t und laufende organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen sind zur Normalität geworden.<br />
Daher geht es heute mehr denn je darum, die Bewältigung <strong>der</strong> laufenden organisatorischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen zu verankern und damit nachhaltig zu sichern (s.a. Capra et al.,<br />
S.112ff.; Bleicher, 1992, S.122ff.). Der organisatorische <strong>Wandel</strong> wird damit zur permanenten<br />
Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und sollte daher we<strong>der</strong> begrifflich noch substanziell als Spezialbereich<br />
<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sarbeit ausgeson<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> als Randbereich behandelt werden. In<br />
diesem Sinne wäre die <strong>Organisation</strong>sentwicklung <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>slehre bestmöglich zu<br />
integrieren, damit <strong>der</strong>en bislang schon problematische Zweigleisigkeit ein Ende findet<br />
und damit den Verhältnissen <strong>der</strong> gegenwärtigen und zukünftigen <strong>Organisation</strong>srealität<br />
besser entsprochen werden kann. Die <strong>Organisation</strong> hat mehr denn je dynamischen Charakter<br />
bekommen und bedarf dringend dieser Weiterentwicklung und Anpassung. Die vorliegende<br />
Arbeit trägt daher auch den Titel <strong>Organisation</strong>sgestaltung. Für den Begriff <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />
spricht aber auch eine weitere Überlegung. Traditionelle organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
waren in <strong>der</strong> Regel rationale und durch Interventionen Dritter geprägte <strong>Organisation</strong>sprozesse.<br />
Dritte konnten Vorgesetzte, Geschäftsleitungen, Stabsstellen, externe Berater o<strong>der</strong><br />
An<strong>der</strong>e sein. Wie auch immer, es bestand ein hohes Maß an fremdbestimmter Einflussnahme<br />
auf die von organisatorischen Än<strong>der</strong>ungen betroffenen <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>. Ein eher konstruktiv-mechanistisches<br />
und auf optimierte organisatorische Transformation fokussiertes<br />
Agieren dominierte. Es herrschte sozusagen das Gegenteil von Selbstorganisation und ihren<br />
Chancen <strong>der</strong> Evolution, aber auch den Risiken des Chaos. Mit dem Wort Gestaltung verbindet<br />
sich die Vorstellung über Vorgehensweisen, die zwischen den beiden angedeuteten und<br />
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